… und zwar am 5. September 2023 um 22 Uhr bei Radio Lotte aus Weimar. Anke Engelmann und Jens Kirsten vom Literaturrat Thüringen sprachen mit Ulrike Gramann über “Die Unberechenbarkeit des Lebens” und andere Bücher.
Und immer fragt man sich – wo sind sie hin, die Besitzerinnen und Besitzer der Schuhe?
Mit diesem Satz beginnt der Film Jeder schreibt für sich allein von Dominik Graf und Felix von Boehm. Und folgerichtig sieht man Schuhe, einzelne, manchmal Paare, die im Straßenschmutz stehengeblieben sind, am Straßenrand liegen, halb verborgen unter Kraut und Gestrüpp, offen mitten auf dem Gehweg. Manche sehen geputzt aus, an anderen klebt der Dreck. Das Unbehagen meldet sich sofort. Schließlich die Worte: Und immer kriegt man einen Schreck. Eine irdische Hinterlassenschaft. Das wissen wir Deutschen am besten. Deshalb zeigt das nächste Bild: Berge von Schuhen.
Der Ton ist angeschlagen. Der Film erzählt von deutschen Schriftstellern und einer Schriftstellerin (Ina Seidel), die den NS-Staat während zwölf Jahren Diktatur nicht verließen, sondern diese Zeit im sogenannten inneren Exil verbrachten. Der Titel des Films lehnt sich, wie auch der Titel des vorausgegangenen Buchs von Anatol Regnier an einen Buchtitel von Hans Fallada an: Jeder stirbt für sich allein. Hans Fallada hat diesen großen Roman über den Widerstand gegen den NS-Staat 1946 binnen weniger Wochen geschrieben, er erschien 1947 im Aufbau Verlag. Dieser Roman ist großartig und von tiefer Kenntnis, tiefem Verständnis geprägt. Hans Fallada selbst jedoch war nicht im Widerstand gewesen, sondern ein Erfolgsautor, der während der Diktatur zahlreiche, durchaus sozialkritische, dabei unterhaltsame Romane veröffentlichte, die schon deshalb “durchgingen”, weil die Sozialkritik sich zumeist auf Handlungsgänge bezog, die in der Zeit der den Nazis verhassten Weimarer Republik angesiedelt waren. Fallada war sicher kein Nazi, doch auch kein offener Gegner des NS-Staats; wenn es darauf ankam, passte er seinen Text auch den Wünschen eines Joseph Goebbels an. Warum? Anatol Regnier zitiert im Film eine Selbstaussage Falladas: Ich bin kein sehr mutiger Mensch, ich kann nur viel ertragen.
Das “innere Exil” von Schriftstellern und Schriftstellerinnen ist, während die NS-Diktatur von der Geschichtswissenschaft ansonsten und mit Recht viel untersucht wird, fast eine Art Mythos geblieben. Jeder schreibt für sich allein erzählt von diesen Schreibenden, von denen manche das Land durchaus hätten verlassen konnten und es doch nicht taten, wie Erich Kästner. Ihre Geschichten und ihre Beweggründe unterscheiden sich. So versuchte der Dichter Jochen Klepper, seine jüdische Frau und deren Töchter zu beschützen, ohne dabei mit den Nazi-Behörden zu kollidieren, was misslingen musste, zuletzt beging er mit seiner Frau und der jüngeren Tochter Suizid. Andere, wie Ina Seidel, waren glühende Bewunderer Hitlers und unterzeichneten Ergebenheitsadressen und hielten, wie das NSDAP-Mitglied Will Vesper, sogar Festreden bei Bücherverbrennungen. (Und was bedeutet das Wort vom “inneren Exil” für solch einen Autor?) Der vermutlich prominenteste, sicher auch literarisch bedeutendste Schriftsteller unter den in Deutschland Gebliebenen ist Gottfried Benn, einstiger Expressionist, der sich dem NS-Staat regelrecht andiente – als Autor der literarischen Moderne wurde er trotzdem angefeindet. (Nach dem Ende der Diktatur wurde Benn zunächst kritisch gesehen und konnte nicht publizieren, doch schon 1951 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.)
Poliander empfiehlt diesen Film ganz besonders. Von seinen beinahe drei Stunden ist jede Minute interessant, keine überflüssig.
Warum?
Weil darin eine differenzierte Auseinandersetzung mit deutscher (Literatur-)Geschichte stattfindet. Weil die Problematik von Leben und Werk von Künstler:innen so wichtig und aktuell ist wie nur was. Weil Anatol Regnier selbst zu Wort kommt und durch den Film leitet, in seinen Urteilen so vorsichtig wie genau, nie populär oder populistisch, sondern stets um Wahrhaftigkeit bemüht. Und nicht zuletzt wegen der Berichte des Filmproduzenten Günther Rohrbach, der selbstbeobachtend kritisch über seine Kindheit und Jugend im NS reflektiert. Diese persönlichen Bemerkungen eines Zeitzeugen wären einen eigenen Film wert; Jeder schreibt für sich allein wird auch durch sie so besonders sehenswert.
Und um den wichtigsten Grund zu nennen: Jeder schreibt für sich allein weist uns, die Zuschauer und Zuschauerinnen, hin zu ernster Selbstbefragung. Und damit sollte niemand voreilig und allzu leicht fertig werden.
Koordinaten: Jeder schreibt für sich allein. Regie: Dominik Graf und Felix von Böhm. Nach dem Buch von Anatol Regnier. Das oben abgebildete Plakat und weitere Informationen: Verleih.
Liebe Leselustige, die sich auch gern etwas vorlesen lassen,
Sie sind, Ihr seid herzlich eingeladen in die schöne Buchhandlung “Buchkönigin”, wo Katrin Heinau und Ulrike Gramann aus ihren neuen Büchern lesen.
Unerwartete Wendungen und unberechenbare Verläufe Katrin Heinau und Ulrike Gramann lesen am 6. Juli 2023, 19.30 Uhr in der Buchhandlung “Buchkönigin” Hobrechtstraße 65, 12047 Berlin-Neukölln
Inhalt:
Tante Hilde in Gelb oder Alle sind verdächtig von Katrin Heinau ist eine Krimisatire und Geschichtscollage zwischen Corona, Weltkriegsende und weiblichem Empowerment. Die Unberechenbarkeit des Lebens – so heißt Ulrike Gramanns neuer Erzählband, und genau darum, um die Unberechenbarkeit des Lebens, geht es auch. Beide Bücher erzählen Überraschendes, Unerwartetes und frei Erfundenes, das sich mitten in unserer banalen und gloriosen Geschichte ereignet, mitten drin im privaten und politischen Alltag. Und das geht viele an.
Es freut uns besonders, noch einmal bei der Buchkönigin zu lesen, die im August aufbricht zu neuen Ufern. Es ist also eine sehr gute Gelegenheit und in diesem Fall leider auch eine der letzten, einen schönen Ort für die Literatur zu besuchen und – nicht zu vergessen! – sich dabei mit Lektüre für den Sommer einzudecken.
Wir freuen uns auf Euren und Ihren Besuch, auf Fragen, Meinungen und Gespräch, und senden die besten Grüße die Autorinnen
An einem 16. Juni reisten wir über die Grenze nach West-Berlin. P.s Gründe waren privat. Doch während der Wartezeit – ja, man musste warten und viele Anträge stellen – stellte sich heraus, wie politisch das Private war. Der Weg, nach allem, was P. damals wissen konnte, war ein Weg ohne Rückkehr. Sogar die Staatsbürgerschaft musste P. ablegen, genauer: P. musste die eigene Ausbürgerung beantragen, hätte sie gern behalten, nur: Auf der anderen Seite des Schalters, an dem man den Antrag auf die Erlaubnis zum Umzug abgab, saßen Leute, die wollten, dass das Zurück definitiv versperrt wäre.
Auf den ersten Blick sah die Stadt West-Berlin der Stadt Berlin-HauptstadtderDDR ähnlich, es war groß, in den meisten Straßen ziemlich grau, aber auch sehr grün, grüner jedenfalls als Halle-Saale-Hauptbahnhof oder, wie P. später sah, Stuttgart-Innenstadt.
Auf den zweiten Blick war West-Berlin eine Stadt, in der der 17. Juni als Feiertag begangen wurde. P. verstand nicht ganz, was sie hier mit dem DDR-Aufstand zu tun hatten. Aber immerhin erinnerte man sich noch daran.
Berlin war eine Stadt, das ließ sich nie leugnen. Ob es ein oder mehrere Deutschlands gab, war P. nicht wichtig. Was P. wichtig ist: in jedem (Deutsch)land, das es gab, in jedem Land in Freiheit zu leben.
Heute möchten viele vergessen, wie das Leben in der DDR war, oder die Geschichte umschreiben, verklären, manches verdunkeln, anderes heller erscheinen lassen, je nachdem.
Ist die Geschichte eine Blackbox, ein Container mit unbekanntem Inhalt?
Es gibt Dokumente, es gibt Erinnerung. Geschichtsschreibung verlangt Zeugnisse und historischen Abstand. Erinnerung beinhaltet auch Hörensagen. Das ist der Unterschied.
P. muss kein großes Ding daraus machen, in der DDR gelebt und sie verlassen zu haben. Ja, liebe Leserinnen und Leser, es war unser Leben, auch dort. Wir hielten zusammen, oft, Freundschaft war wichtig, auch dort, und manchmal hatten wir, machten wir Spaß, auch dort. Wir haben viel gelacht, doch nicht jedes Lachen war ein Zeichen von Heiterkeit. Es gab Freundinnen und Freunde – so, wie es Freunde und Freundinnen überall auf der Welt gibt. Wenn es zum Konflikt kam, bewiesen sie sich – manchmal auch nicht. Es gab Liebe, es gab auch Verrat, und der ging bis in die kleinste Zelle der Gesellschaft, die, die man Familie nennt. Wenn du verraten wurdest, konnte es geschehen, dass das ins Leben eingriff, dass das Leben sich tiefgreifend veränderte. Und wenn es sich nur tiefgreifend veränderte, konntest du von Glück sagen, denn manche Leben veränderten sich durch Verrat auch auf schreckliche Art. Und ja, den Verrat von Freundschaft kann es überall geben. Aber nicht überall ist der Verrat systemimmanent.
Viele von uns hatten schon als Kind begriffen, was du an welchem Ort sagen konntest und was besser nicht. Das ist das Gegenteil der Freiheit des Wortes.
An diesem 16. Juni schreibt P. zwei Dinge auf: 1. Die Freiheit des Wortes ist eine große Sache. Und mit der Freiheit des Wortes geht einher, dass andere so frei sind, dir zu widersprechen. 2. Jedes einzelne Grundrecht gilt. Und mit jedem Grundrecht geht einher, dass es nur so weit gilt, dass es die Grundrechte von anderen nicht verletzt.
Liebe Leserin, lieber Leser,
lassen Sie den Container nicht einfach abtransportieren. Machen Sie die Kiste auf, schauen Sie hinein. Wir wünschen Ihnen offene Augen, offene Herzen und einen ehrlichen Blick in die grundtiefe Vergangenheit.
Persönliches PS: Mit Bananen hatte P.s Ausreise nichts zu tun. Diese stärkehaltigen Früchte mochte P. noch nie sonderlich und mag sie bis heute nicht. Niemand wechselt das Land nur wegen Bananen. Wegen Freiheit schon.
In einer Stadt, in einem Garten entspringt eine Quelle… Aber worin besteht das Geheimnis des verborgenen Quellgartens in einer frei zugänglichen Kleingartenanlage? Einer jungen Frau wird ein lockendes Jobangebot unterbreitet – erkennt sie das Teuflische dabei? Wer erzählt die Geschichte der Künstlerinnen-WG? Was sucht eine Hochschulmitarbeiterin (mit befristetem Vertrag) auf einer Insel, auf die vormals Unterirdische auswanderten? Und was erlebt ein Mädchen, dessen Vater unbedacht ein Vertragsverhältnis mit einer Märchenfigur einging? Wird sie Verbündete finden, die ihr bei ihrer großen, wichtigen Suche beistehen?
Was märchenhaft anfängt, muss längst nicht gut enden. Ungerufenes schleicht sich in den Alltag, Menschen und Tiere erscheinen in neuem Licht. Verwandeln sie sich? Obacht! Denn wer weiß schon, was geschieht, wenn Märchen wahr werden. Der Einbruch des Wunderbaren ist auch ein Einbruch. Und wer sich aufs Unerwartete einlässt, darf sich noch lang nicht zurücklehnen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Vorbotin lädt herzlich ein zum Blättern und Lesen. Wir sind wie immer gespannt auf Meinungen und Kritik! Mit den allerbesten Grüßen Poliander und Ulrike Gramann
In Berlin ist der Frauentag neuerdings ein Feiertag. Warum?
Sollen wir gefeiert werden, damit wir nicht böse sind?
Das kenne ich, so war es in der DDR. Einmal im Jahr kochten die männlichen Kollegen den Kaffee, und von der Gewerkschaft bekamen wir kleine Plasteblumen zum Anstecken. Wollte ich mir zur Selbstfeier in einem der schlecht bestückten Blumenläden drei bunte Freesien kaufen, musste ich eine braune Frauenschuhorchidee dazu nehmen. Die wurden bei uns selber gemacht. Das Wort der männlichen Kollegen wurde an 364 Tagen im Jahr trotzdem anderes bewertet als unseres. Und am 365. auch.
Gestern, am Equal Pay Day, legte die Supermarktkassiererin mir eine Rose aufs Förderband. Sie rutschte zwischen Papiertaschentücher, Zeitung und Joghurtglas. Die kleine rosa Rose sah so müde aus wie die Kassiererin. Sie sagte nichts, die Kassiererin, außer: “Payback-Karte?” Ich antwortete: “Nein, danke.” Während ich die Einkäufe einräumte, legte die Kassiererin bereits der nächsten Kundin eine Rose hin.
Die Rose war das Voraus-Payback für den 8. März, den Frauentag.
Routinierter Handgriff ohne Hinsehen in ein unsichtbares Fach unter der Kasse. Wir bekamen die Rosen wie einen Rabatt. Die Stacheln am Stiel waren noch dran, und während die rosa Blüte bereits welkte, waren sie fest und spitz. Ein zusätzlicher Handgriff, der Zeit kostete. Sie schaffte es, ohne dass die Kundschaft sich staute. Auch ohne dass sie sich an den Stacheln verletzte?
Der Kapitalismus ist so vital. Aus dem Frauentag saugt er Kraft und wandelt sie um in Absatz und Kundenbindung. Die Frau an der Kasse macht bei jeder Kundin einen Handgriff mehr. Und sie kriegt keinen einzigen Cent mehr.
In Berlin haben wir jetzt einen Frauen-Feiertag.
Der internationale Frauentag ist ein Tag, an dem wir feiern dürfen. Was gibt es zu feiern? Schaut in eure Biografien, Frauen! Was habt ihr geschafft? Was habt ihr aus dem gelernt, was ihr nicht geschafft habt? Aus dem, das euch verweigert oder genommen wurde? Wie hast du Selbstvertrauen gewonnen, Frau, die als Kind klein gemacht wurde, verletzt vielleicht, so oder so? Wie hast du Selbstvertrauen bewahrt, Frau, die es als Kind gewinnen konnte und dann doch in die erste Diskriminierungsfalle tappte, noch ganz vertrauensvoll, dass das Grundgesetz dir doch gleiche Rechte zusichert.
Was haben wir zu feiern, wenn wir auf unsere Biografien schauen? Was haben wir zu feiern, wenn wir auf unsere Schwestern, wenn wir nur einmal über den Tellerrand schauen?
Frauenrechte sind Menschenrechte. Darum geht es. Es geht um das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Es geht um reproduktive Rechte. Es geht um das Recht, unser Äußeres und unseren Lebensstil selbst zu bestimmen. Wir bestimmen, ob und was wir auf dem Kopf tragen oder eben nicht. Es geht um gleiches Geld für gleiche Arbeit, und es geht um das uneingeschränkte Recht auf Bildung und Beruf. Es geht darum, dass wir wählen und dass wir eine Wahl haben.
Das ist selbstverständlich.
Ist es das? Einmal in die persönliche Biografie geschaut, einmal Nachrichten gehört: Schon weißt du, dass es nicht selbstverständlich ist. Solange wir noch immer wieder sagen müssen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, solange ist es nicht selbstverständlich. Wartet nicht, dass eine andere, ein anderer es für euch sagt!
Wir haben noch immer sehr viel Grund, böse zu sein, für uns selbst und für unsere Schwestern.
Der Frauentag ist ein Kampftag. Frauenrechte sind Menschenrechte. Menschenrechte sind kein Werbegag, sie sind das, worauf wir nicht mehr warten wollen. Nicht für uns, nicht für andere. Wir warten nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. (Mantra und Zuversicht.)
Der Januar eilt dahin, nur noch ein, zwei Tage Januar, schon ist ein zwölftel Jahr herum. Mariä Lichtmess, am 2. Februar, endet die Weihnachtszeit, sagt jedenfalls die Kirche, von der es an dieser Stelle nichts weiter zu sagen gibt.
P.s Oma sagte in jedem Jahr: “Lichtmess muss mer bei Tach ess.” Denn zu Lichtmess ist es bereits eine Stunde länger hell. Lichtmess, sollen die Frauen früher gesagt haben, muss alle Wolle versponnen sein, denn es beginnen andere Arbeiten. Und das Handbuch des Aberglaubens, verlässliche Quelle für vieles, was Menschen früher sagten, taten, glaubten, zählt die Gewohnheiten auf, die in der Landwirtschaft zu Lichtmess geübt wurden: Lichtmess wurden die Hühner durch einen Reifen gefüttert, in Frankreich sogar mit Kuchen, damit sie viele Eier legten, und die Bienenstöcke wurden mit geweihten Kerzen umgangen, manchmal wurde an die Stöcke geklopft: Bienen, freut euch, es ist Lichtmess. Wer imkerte, durfte zu Lichtmess nicht verreisen, sagten die Leute, damit die Bienen nicht wegflögen. Lichtmess, sagten sie, muss das Brot mit Kümmel gebacken sein. Lichtmess: ein Lostag, an dem unser Geschick bestimmt wird. Lichtmess ist auch Imbolg, das irische Fest der Schafherden und der Fruchtbarkeit überhaupt. Lichtmess, sagten die Menschen, ist der Tag im Jahr, an dem alle Lichter im Haus einmal angezündet werden sollen. Lichtmess, so sagten alle, sei ein Tag, an dem vorauszusehen sei, wie die Ernte des Jahres ausfallen werde. Es gab viele Zeichen, und welches auf eine gute, auf eine schlechte Ernte deute, da sagten die einen so, die anderen so.
Zeitig vor Weihnachten fällt Reif auf die Dächer. In Berlin, wie so oft, kahle Fröste, Fenster beschlägt, Brillengläser tragen Eisblumen.
Die Nachrichten sind schlecht. Waren sie je gut? Einer sagt so, einer sagt so. (Fragen Sie sich selbst, ehrlich, Sie werden staunen.) Vor Weihnachten noch wird taun, was eben gefror.
Ausstellung und Release von Prolog – Heft für Zeichnung und Text
Liebe Neugierige,
seitdem P. vor wenigen Jahren zum ersten Mal die Zeitschrift Prolog – Heft für Zeichnung und Text in Händen hielt, liest und betrachtet P. diese überraschende, farbige und so klug wie lebendig gestaltete Zeitschrift sehr, sehr gern. Gramann trägt bisweilen auch etwas bei.
Zum Anlass der 25. Ausgabe haben Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, die das Heft herausgeben und dabei Schreibende und Zeichnende zueinander und ihre Arbeit in die Welt bringen, eine große Ausstellung mit Arbeiten von 20 Zeichnerinnen und Zeichnern gestaltet. P. hat die Ausstellung bereits gesehen und war bei dem Release der aktuellen Ausgabe dabei. Nein, wir beschreiben die Arbeiten jetzt nicht, nur soviel: So unterschiedlich die Handschriften sind, so gut passen die Arbeiten doch zueinander.
Deshalb sollten Sie selbst nachsehen, mit P.s warmer Empfehlung:
Am 10. Dezember, ab 19 Uhr gibt es in der Ausstellung eine Lesung von Prolog-Autorinnen und -Autoren, mit Künstler!nnentresen. Wer vorher, nachher und außerdem selber schauen und lesen mag: Prolog Nr. 25 detect 2022 ist in der Ausstellung erhältlich und natürlich bei der Redaktion. Schauen Sie selbst:
Poliander und Gramann, wir freuen uns aufs Wiedersehen und Wiederlesen, wünschen allseits einen schönen, lesefreundlichen und augenöffnenden Dezember und senden herzliche Grüße Ulrike Gramann
Koordinaten: Galerie Parterre. 52° 32′ 10” N, 13° 26′ 0” O. Prolog.
alle Frauen, ob sie nun in Erfurt leben, am 22. November grad in der Nähe sind oder gern in die Nähe kommen, sind sehr herzlich eingeladen in die Erfurter Brennessel:
Meetchens Hochzeit Lesung und Gespräch mit Ulrike Gramann
am 22. November 2022, 19 Uhr im Frauenzentrum Brennessel, Regierungsstr. 28, 99084 Erfurt
Voller Turbulenz und Tücke ist Meetchens Welt, seit sie Bertschis Gesicht in der Quelle sah. Sie weiß nicht, wie ihr geschieht: Die Leute im Dorf denken schlecht von ihr, der Vater sperrt sie ein, der Arzt nutzt sie aus. Aus Liebe wird Leid und aus dem Hochzeitsfest blutiger Kampf. Ein Mädchen wie Meetchen, wer steht ihr bei? Doch auch die Rächerinnen sind unterwegs. Eine alte Geschichte, erzählt auf neue Art, aus Frauensicht und in eigener, dichter Sprache. Im Buch enthalten sind auch die wunderbaren Zeichnungen von Gudrun Trendafilov.
“Meetchens Hochzeit” ist bei der Lesung erhältlich, im Buchhandel und direkt bei Poliander.
Die Lesung ist mit dem Tag gegen Gewalt an Frauen verbunden, dem 25. November. Das Frauenprojekt Brennessel, in dem ich mit großer Freude schon öfter gelesen habe, unterstützt Frauen, ein selbstbestimmtes und freies Leben zu leben.
Auf ein Wiedersehen freuen sich Poliander und Ulrike G.