Polianders Zeitreisen

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Wir sind noch nicht auf den Hund gekommen

05.06.2025 · poliander

Liebe Leserinnen, Leser und Leser:innen,

heute strömt zum ersten Mal in diesem Jahr Duft von Lindenblüten herein, noch leis. Grün und gelb stehen Blätter und geflügelte Blüten vor dem grauen Vormittagshimmel. Seit ein wenig Regen kam, singen auch die Vögel wieder. So sind wir wohl noch nicht ganz auf den Hund gekommen.

Darum laden wir Sie und euch herzlich ein und heißen alle willkommen:

Wir sind noch nicht auf den Hund gekommen
Katja Winkler und Ulrike Gramann lesen

am 18. Juni 2025, 20 Uhr
in der Kneipe „Alter Schwede“
Schwedenstr. 11a, 13357 Berlin-Wedding (Nähe U-Bhf. Osloer Str.)

Katja Winkler und Ulrike Gramann freuen sich auf ein Wiedersehen mit allen, die neugierig sind auf Gedichte und Geschichten und gern einen Blick auf unsere Arbeit werfen.

Eintritt frei. Buchverkauf und Luft fürs Gespräch.

Und wenn hier wie überall in der Stadt das Bauhandwerk unter den Lindenbäumen rumpelt, will P. es mit Humor verstehen – solange nur die Linden wachsen, gedeihen und ihre grünen Fähnchen werfen.

Wir wünschen euch und Ihnen allen einen guten Sommer mit Sonne, Wolken, Regen und Wind im richtigen Maß!
Poliander und Gramann

Koordinaten:

Buchstabenfracht · Ohrenschmaus

Küchenleben / Küchenlesen

11.05.2025 · poliander

Herzliche Einladung zum Schauen, Hören, Lesen

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie sind, ihr seid herzlich eingeladen in die Ausstellung

Kunst am Küchenmöbel

mit Arbeiten von Andrea Freiberg, Reinhold Gottwald, Christine Kriegerowski, Astrid Menze, Gowara Minsa, Anton Schwarzbach, Dorit Trebeljahr, Gisela Weimann, Markus Willeke

und der Lesung

Als Tau auf mich fiel
von Ulrike Gramann

Drei Frauen in einer Künstlerinnen-WG in einem alten Haus. Handwerker kommen ins Haus, um die Heizung zu erneuern. Doch die bringen Unordnung in die Produktion des Tages wie in die Süße der Nacht. Kann Zauber helfen? Wer kann zaubern? Und überhaupt, wer erzählt hier? Eine menschliche Stimme?

Wann und wo?

um 17 Uhr
im io lux
Lehderstraße 119, 13086 Berlin-Weißensee

Alle sind herzlich eingeladen!

Die Erzählung Als Tau auf mich fiel steht im Erzählband Die Unberechenbarkeit des Lebens.

Die Ausstellung im io lux ist bereits vorher geöffnet. Alle Daten zur Ausstellung Kunst am Küchenmöbel hier.
Bei der Lesung gibt es die Bücher auch zu kaufen, Kunst sowie die Zeitschrift Prolog -Heft für Zeichnung und Text, ohne die Poliander Dorit Trebeljahr, Anton Schwarzbach und das io lux gar nicht kennengelernt hätte.

Koordinaten: 52° 33′ 0“ N, 13° 28′ 0“ O. Die Unberechenbarkeit des Lebens.

Augenweide · Buchstabenfracht · Ohrenschmaus
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Frühlings Anfang

20.03.2025 · poliander

Hummeln suchen die Wand nach Löchern ab, in denen es sich wohnen lässt (vorhanden).
Manchmal setzt sich eine Biene auf ein Hornveilchen.

Um die Ecke kommt der erste Zitronenfalter.

Limettenfalter wurden bisher nicht gesichtet. Es ist aber auch schwer, eine Limette zu falten. Lasst euch Zeit, Flügeltiere!

Koordinaten: 20. März.

Augenweide

Die Männinnen

16.03.2025 · poliander

Wir sehen es von oben, das Pferd, das durch den Schnee geht. Schritt für Schritt setzt es die Hufe, so entsteht eine enge Spur. Es ist kalt, es ist einsam. Das Pferd geht, begleitet von seinem Schatten, auf seinem eignen, schmalen Weg.

Das Schneeland in den Bergen ist Albanien, nördlicher Teil.

Erst sehen wir das Pferd, später die Menschen. Sie arbeiten ihr ganzes Leben lang sehr schwer. Auch die zarte Greisin, deren Körper so zerbrechlich wirkt mit überaus schmalen Armen, ausgezehrten Wangen, hat ihr Leben lang schwer gearbeitet. Mit elf Jahren sei sie verantwortlich gewesen, für die ganze Familie, und alle hätten die Hand ausgestreckt, damit sie ihnen Essen gebe.

Wann, fragt die Stimme der Filmemacherin, hat sie oder hat wer entschieden, dass sie ihr Leben als Mann leben würde? Als sie ein junges Mädchen war?
Nein: Entschieden war es am Tag der Geburt.
Der Vater habe mit dem Gewehr in die Luft geschossen, einmal. So wussten alle in der Nachbarschaft: Hier wurde ein Sohn geboren. Drei Schüsse bedeuten eine Eheschließung, ein Schuss bedeutet die Geburt eines Sohns.
Nur ein Sohn zählte. Ein Vater, wenn nicht der: ein Bruder, wenn nicht der: ein Sohn war das Familienoberhaupt. Denn ein Mädchen, eine Frau konnte niemals Familienoberhaupt sein, Erbe, Ernährer der Familie. Das ist das Herrschaftsprinzip des Patriarchats.

wo/men: Marta und Sandra. Bild: © Filmkantine. Alfred Nrecaj

Der Film wo/men von Kristine Nrecaj und Birthe Templin erzählt von Frauen, die ihr Leben lang als Mann leben, in Albanien. Man nennt sie Burrneshë oder, wenn der bestimmte Artikel gemeint ist, Burrnesha. Burr bedeutet: Mann, neshë (-a) bedeutet: die feminine Endung eines Wortes.

Die sechs im Film wo/men porträtierten Burrneshas haben zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens begonnen, als Mann zu leben. Das ist eine soziale Rolle, sie basiert auf dem traditionellen Gewohnheitsrecht in einer, der nördlichen, gebirgigen Region des Landes. (Wie oft in manchen Orten Albaniens heute noch Mädchen oder Frauen zu Burrneshas werden, bleibt im Film offen, selten, scheint durch. Doch nicht alle Menschen, die zu Wort kommen, sind alt.)

Die Vornamen der Porträtierten sind: Marta, Sanie, Bedrie, Diana, Valerjana, Gjystina. Für einige von ihnen war es ein von Kindesbeinen an vorgezeichneter Weg, erzwungen durch familiäre Umstände – ein Mann musste im Haus sein. Andere sprechen davon, sich selbst so entschieden zu haben, dass sie als Kinder gern mit den Jungen Fußball spielten und dann „einfach“ als Junge, junger Mann weiterlebten, da habe die Mutter auch nichts machen können. Es bedeute, unabhängig zu sein, von Männern akzeptiert, Zeit auch mit Männern verbringen zu können. Man sieht sie mit Männern zusammen arbeiten, Säcke schleppen, trinken, rauchen, Männergespräche führen, beim Anmessen eines Anzugs, beim Friseur: Einen Männerschnitt bitte!

Denn eine Frau sei niemals frei, eine Frau bleibe immer im Haus, nicht einmal Wasser könne sie holen.

Jede der Burrneshas, deren Alltag der Film wo/men begleitet, hat ihre eigene Geschichte. Auch sie, wie uns alle, kann man nicht in Schubladen stecken, und ihre sehr persönlichen Geschichten eignen sich nicht als Projektionsfläche westlicher Vorstellungen von einer freien Wahl des Geschlechts, in dem ein Mensch die eigene Lebenszeit verbringen möchte.
Sie versuchen, wie wir alle (hoffentlich wie wir alle), einen eigenen Weg zu gehen, mehrere sagen es auch. Eine sagt nichts. Sie erzählen nicht, um die Erwartungen des Publikums zu erfüllen: Vorreiter:innen der Queerness sind sie nicht, ihre Entscheidung ist erkennbar nicht durch sexuelle Orientierung motiviert. Im Gegenteil: Eine Burrnesha zu sein, bedeutet traditionell, alles für die Familie zu tun, die Familie zu versorgen, selbst aber ohne Partner:in zu leben und niemals Kinder zu bekommen.

Ob sie ein Mann sei oder eine Frau, darüber rede sie nicht mit den Leuten, sagt eine. Man möge sie anschauen, das genügt.

So individuell die Lebensgeschichten der sechs Burrneshas sind: Die Gründe, warum sie so leben, wie sie es tun, sind sozialer und ökonomischer Natur.

Oh ja, manche erzählen, dass sie bereits als Kinder oder Jugendliche Beschützer von Mädchen waren. Mädchen gingen in der Mitte, die beiden befreundeten jungen Burrneshas hielten sich rechts und links von ihnen.
Bedrie, die einen kleinen Bus fährt, der das Zentrum ihres Lebens, ihrer Arbeit und ihrer Unabhängigkeit ist, zeigt, wie sie die Fahrgäste platziert: Männer und Frauen in den Reihen getrennt. In meinem Bus gibt es keine Belästigung von Frauen! Und sie lässt durchblicken, dass sie eine Frau, die sie fährt, notfalls mit der Waffe beschützen würde.
Eine, augenscheinlich die jüngste, sagt, es sei einfach viel besser, als Mann zu leben und unabhängig zu sein. Liebe aber sei sinnlos. Da meint sie die Liebe zu einem Mann. Sie lebt allein.
Eine andere nennt den Preis: Ja, mit Kindern, das wäre ein anderes Leben.

Soziale und ökonomische Gründe, oh ja, was sonst! Denn das Patriarchat bittet uns nicht.

Dieser Film, in dem sechs Menschen von sich erzählen, in dem sechs Menschen zu sehen sind, deren Körper und Bewegungsmuster zeigen, dass ihr Leben nicht leicht ist, überhaupt nicht leicht, ist sehr schön. Es ist ein Film über schwer arbeitende Menschen und ein Film über eine äußerst patriarchalische Gesellschaft, die diese Besonderheit hervorbrachte, weil eine Frau in ihr keinen Wert hat als den, einen Sohn zu gebären.

Einmal höre ich eine jüngere Stimme sprechen. Sie sagt: Dieser Mensch hier sei für sie immer ihre Hala (Tante) gewesen. Sie habe die Arbeit eines Mannes getan und das Lebens eines Mannes gelebt, aber, sagt die Stimme: mit der Wärme einer Frau. Und ich sehe eine Greisin mit sehr kurz geschnittenen Haaren, mit einem kleinen Mädchen, das ihre Enkelin sein könnte, ihre Urenkelin vielleicht. Sie sitzen am Strand, vertraut, nahe. Und neben dem, was ist, sehe ich auch, was sein kann, wenn Geschlecht nicht entscheidend ist für einen eigenen Weg: warme Zuneigung, Vertrauen und Nähe ohne Hintersinn.

Dann, noch einmal, sehe ich das Pferd. Einsam tritt es seinen Weg.

***

Aktuell: Der Film läuft ab dem 15. Mai 2025 im regulären Programm des Bundesplatz-Kinos in Berlin – Polianders LIeblingskino.

Koordinaten: House with a Voice (englischsprachige Website des Films wo/men). wo/men (auf der Website der Berliner Produktionsfirma Filmkantine). Kristine Nrecaj und Birthe Templin.

Persönliche Anmerkung: Vielleicht haben Sie schon einmal von Burrneshas gehört oder einen Bericht über sie oder über „geschworene Jungfrauen“ gelesen, gesehen. Wir empfehlen Ihnen den Film auch dann und wärmstens, denn er handelt nicht von einem „Phänomen“, sondern von Menschen, die etwas erzählen, das wir, aller Wahrscheinlichkeit nach, auf diese Art noch nicht erzählt bekommen haben.
P. und Gramann

Augenweide
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Poliander bleibt unterwegs

15.03.2025 · poliander

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

lange war es hier still.

Das neue Jahr begann, und die Nachrichten waren, sie sind schwer auszuhalten. Poliander reiste in der Zeit und stolperte über das zum Allgemeinplatz gewordene Zitat, das teils auf Hegel, teils auf Marx zurückgehen soll: dass Geschichte sich zweimal ereigne, zuerst als Tragödie, dann als Farce. Was, wenn es diesmal gar nicht die Farce wäre?

In P.s Zeitreisen geht es um Literatur, Kunst, Film, Musik, um Natur und Kultur, alles, was das Herz erhebt und den Geist öffnet, was das Zusammensein miteinander so lebendig macht und dem Trotz alledem! die Zuversicht hinzufügt, dass etwas gelingen kann. Und auch von alldem gab es in diesen letzten Wochen und Monaten nicht wenig: Musik im Boulez-Saal, den ein Architekt klug in das frühere Magazin der Staatsoper hineindachte; P. las den Diskurs der Philosophie von Michel Foucault, der gerade, auch und womöglich sogar vor allem von Literatur handelt; den Besuch im Lübecker St.-Annen-Quartier, in dem vieles, aber insbesondere eine große Sammlung spätmittelalterlicher Kunst zu sehen ist; und P. sah The Seed of the Sacred Fig, einen Film über die Methoden der Diktatoren und über weiblichen Mut.

P. hatte all die Zeit viel Arbeit – doch wer hätte die nicht?

Ob es P. gefällt oder nicht, es heißt, nicht kleinmütig zu sein. Wir bleiben unterwegs, und falls sich wer fragt, Wo denn, und wie kommt ihr da hin? Das tun wir mit dem Herzen als Ausguck und dem Geist als Fahrzeug. Kommen Sie!

Wir schwenken die Mützen und grüßen herzlich,

Poliander und Gramann im März 2025

Ausgrabung · Buchstabenfracht
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Komm näher, Jahr

06.01.2025 · poliander

Ein Papierstapel liegt noch auf der Kommode. P. ist reich beschenkt von handschriftlichen Briefen und bunten Karten, die dem Jahr gute Wünsche mitgeben. In jedem Brief liest P. auch von Sorgen, die dem gerade zur Welt gekommenen Jahr in Herz, Hirn und Hosentaschen stecken.

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Begegnung
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Geh, Jahr, geh

19.12.2024 · poliander

Das Jahr geht. P. geht schwimmen.

Kaum schwimmt P. los, werden zwei Bahnen abgeteilt. „Auf dieser Bahn findet Schwimmunterricht statt.“ Aus der Dusche kommt ein Junge und guckt, andere Kinder kommen hinterher. Erst mal gehen sie zum Nichtschwimmerbecken: Erwärmung. Bisschen Krach.

Die Morgenschwimmerinnen schwimmen weiter. Im vollen Stadtbad wird jede Bahn genutzt, solange es geht. Schließlich kommt die Klasse mit dem Sportlehrer. Wir tauchen unter der Absperrung in die Sportschwimmbahn. P. freut sich über die Kinder in der Nebenbahn. Ungefähr ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler können nicht schwimmen, in manchen Bundesländern sogar mehr.

Dabei kann schwimmen Leben retten.

Schwimmen im Meer, Schwimmen in der Halle, das Licht, das im Wasser glitzert, das Blubbern der Luft beim Ausatmen unter Wasser, die Frauen, die einander zunicken, die Schwimmerinnen. Und die silbernen Badelatschen!

Das Jahr geht. Immer stand eine Blume auf dem Schreibtisch. Wenn sie verwelkte, besorgte P. schnell eine neue. Eine Freundin sagte P.: „Mit einer Rose arbeitet es sich anders.“ Oh wie wahr.

Es war ein ernstes Jahr, und alle wissen, warum.

Am Ende dieses ernsten Jahres erscheint dieser eine Lichtblick der Gerechtigkeit. Eine mutige Frau hat sie erkämpft, Gisèle Pelicot in Avignon, die den Mut hatte, ihren Namen zu nennen und zu bezeugen, was Männer ihr angetan haben. Es klingt so einfach, und doch weiß jede, dass es alles andere als einfach ist, dafür zu kämpfen, dass Scham und Schande die Täter treffen. Endlich einmal die Täter treffen! Gesicht zeigen ist schwer. Gesicht zeigen kann Leben retten.

P. zieht den Hut vor Gisèle Pelicot.

Wir können uns am Ende dieses Jahres fragen, was Hoffnung bedeutet. P. meint: Hoffnung bedeutet nicht, dass man immer so weitermacht in der Annahme, es wäre sowieso nichts zu machen, nichts gegen gewaltvolles Gerede und gewaltvolles Tun, nichts gegen Umweltzerstörung, gegen Straßenlärm und Feinstaubbelastung. Hoffnung bedeutet, bei sich anzufangen und das für richtig Erkannte zu tun. Es ist schwer, P. weiß das auch. Und doch. Ohne hoffnungsvolles Tun keine Zuversicht.

So können wir am Ende dieses Jahres unsere kleinlichen Beschwerden einmal beiseite lassen und darauf schauen, was uns gelang in dieser Zeit und was unseren Nachbarinnen und Nachbarn gelingt, unseren Kolleginnen, den Freunden, den Mitfrauen.

Geh, Jahr! Du hast uns viel gegeben, manches genommen. Du hast uns einiges zugemutet. Vieles war ungerecht, etwas war gerecht. Du hast uns die Sonne gezeigt und den Regen, Badeanzüge und Rosen. Menschen haben gelogen. Menschen haben wahr gesprochen. Wir vergessen es nicht und nicht die Namen. Schließlich, einmal gab es Gerechtigkeit unter der Sonne. Das eine Mal für alle anderen gibt einen Funken Zuversicht.

Geh, Jahr, wir vergessen dich nicht.

Koordinaten: Historia. Wir hören die Stimmen, wir haben Gänsehaut.

Begegnung

Schnittstellen sind rar. Schnittstellen existieren.

12.11.2024 · poliander

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Reden und Schweigen sind Länder, so steht es in einem der Texte in der neuen Ausgabe von:

Prolog. Heft für Zeichnung und Text Nr. 29: Grenzen, Übergänge, Visionen

Um genau zu sein, so steht es in P.s Text und in Gramanns. Sie wissen ja, dass P. und Gramann nicht immer, aber sehr oft ähnlicher Ansicht sind. Und sie schreiben auch gemeinsam, bisweilen.

Über Grenzen gehen, an Grenzen scheitern, Übergänge finden, Übergänge suchen, Visionen folgen, Visionen abweisen, haben, suchen, übertragen, begrenzen: Was bedeutet all das? Damit beschäftigt sich das neue Prolog-Heft.

Reden und Schweigen sind Länder – undurchdringbar scheint ihr Schutz – Ich bohre Löcher. – Glücksmomente der Geschichte – meine Hoheitsansprüche – täuscher täuschen täuschbereite – grenzenlose Endstationen – Vor hundert Jahren hättest du hier sein müssen – Knatterpauz – nur Haut zwischen uns – Industrial sound. Klirrend, rauschend. – die grenzen meiner sprache – Horizonte, die lichten, die trüben – grüß mir die Sonne
(Zitate aus verschiedenen Texten Prolog 29)

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Augenweide · Buchstabenfracht

Lesung, Gespräch und Musik im Kulturforum Belziger 1

13.10.2024 · poliander

Liebe Leserinnen und Leser,

hier kommt die herzliche Einladung zur:

LiteraturTalkShow Eselsohren

veranstaltet von dem Autor Matthias Rische im Kunstforum Schöneberg. Dort lesen am dritten Mittwoch dieses Monats Annette Wenner und Ulrike Gramann aus ihren Büchern. Gramann liest aus: Die Unberechenbarkeit des Lebens. Matthias Rische führt das Gespräch. Und Samken Musiq spielt afrikanische Rhythmen.

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Buchstabenfracht
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Am Ende des Sommers

29.09.2024 · poliander

P. beendete die Zeit der Nächte, die bei 32 °C begannen und an deren Ende schon wieder die Schwüle regierte, indem sie die Stadt verließ. Am Tag der Abreise, hörte P. später, begann es zu regnen.

Oh, und es regnete auch, als P. und der Gefährte die Fähre bestiegen. Es war die große, die Autofähre (für Insiderinnen: Wer zu Fuß kommt, muss nicht vorbuchen). Das leichtere Schiff, das, das den Adler im Namen trägt, das, von dem aus man schon unterwegs die Seehunde sieht, ging nicht. Denn der Wellenschlag war so stark, dass es wohl abgehoben wäre. Die großen Wellen also schlugen gegen den Unterboden der Fähre: Wumm! Wumm!

Ja, und es regnete, als der Gefährte und P. die Fähre verließen und ihre Rucksäcke zur Villa buckelten, ja, zur der, von der man den weiten Blick hat: bei Hochwasser 2 km Sand bis zum Spülsaum, bei Niedrigwasser sogar 3. Ein Zimmer zur Miete mit Blick vom Küchentisch hinaus übern Strand. Aber da sitzen blieben sie nicht. Zum Strand gingen sie auch bei Regen, dahin, wo das erste Glas Wein der Reise wartet, jedes Mal wieder. Am Morgen strahlte ein Regenbogen, der einen Fuß im Watt stecken hatte, den anderen im Sand. Riesig stand er über der Insel und rahmte sie mit seinen Füßen.

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Schönste Stellen
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