Polianders Zeitreisen

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Hier ist er, und er ist eine Sie

08.03.2024 · poliander

Er, der Frühling. Sie, die Hummel.
Elegant hat sie ein Bein unter den Körper gezogen und bewegt sich in der warmen Sonne, sie, das feministische Tier: dick, kann fliegen, bringt den Frühling.

Liebe Frauen, wir machen weiter!

Koordinaten: 8. März.

Augenweide
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Wo ist er?

23.02.2024 · poliander

Koordinaten: der Frühling. 52° 27′ 29” N, 13° 17′ 15” O.

Augenweide

Lebensweisen: Herkunft und Aufenthalt

09.02.2024 · poliander

Kapitel 4: In der Anthroposphäre

Auch im Ruhrgebiet lebte ich einmal. Überrascht schaute ich auf hügelig grüne Landschaften, die mein Gefühl umso mehr bewegten, als in ihrem Hintergrund stets Industrieanlagen, Stadtteile, Fußballstadien zu sehen waren. Die tausendjährige Stiepeler Kirche am Rande von Bochum und den Tetraeder in Bottrop, der auf den Halden geschlossener Bergwerke ruht, bewahre ich in meinem Bildgedächtnis.

In tieferen Bewusstseinsschichten finde ich Sinneseindrücke, die mit Arbeit verbunden sind, mit der Wirtschaft. In Ostthüringen war das die Leiterproduktion, am Bodensee Wein- und Gartenbau. Meine Kindheit hindurch hörte ich Sägen kreischen. Als die Beerengründe des Holzlands zu verarmen begannen, ahnten wir, dass es mit der Fabrik zu tun hatte, wo Industriekeramik und Sintermetalle gefertigt wurden, es war die erste Fabrik, die ich von innen sah. Wie ein Schlag traf mich der unverkennbare Geruch nach Metallbearbeitung zwei Jahrzehnte später in Stuttgart-Untertürkheim, er war so stark, dass man ihn auch außerhalb des Werkes wahrnahm. Den Geruch der schwefelhaltigen Kohle dagegen, die in unseren Öfen brannte, erkannte überhaupt nur der Freund aus dem Westen, mir war er so vertraut, ich hielt ihn für einen naturgegebenen Begleiter von Herbst und Winter. Diese Eindrücke transportieren die Ambivalenz unserer Wirtschaftsweise, unserer Lebensweise.

Im Sommer 2022 hat die Trockenheit apokalyptische Ausnahme angenommen. Wir fühlen uns hilflos. Stur gießen wir ein paar Straßenbäume, deren Wurzeln unter dem verdorrten Gras vorm Haus stecken. Wo ist Heimat, wenn der Wald brennt? Er brennt überall. Er brennt in den Wäldern, die Städte umgeben, und er brennt da, wo es kaum Menschen gibt. Er brennt in Kraftwerken, in Fahrzeugmotoren, wir verbrennen die fossilen Wälder der Welt. Verantwortung brennt in unseren Entscheidungen über Verkehrsmittel, Lebensmittel, über unseren energiefordernden Medienkonsum. Alles, wer könnte das noch bestreiten, steht mit allem in Beziehung. Die Erde ist unsere Herkunft, unser einziger natürlicher Aufenthalt. Gaia ist kein ideologisches Konstrukt, sondern ein System hochspezialisierter Lebensräume, belebt von unzähligen Lebewesen. Und wir haben die Erde zur Anthroposphäre gemacht.

In diesem Augenblick, da ich das schreibe, fällt der erste nennenswerte Regen seit vielen Wochen. Ich möchte diesen Text so gern mit Zuversicht beenden.

Menschen verbanden Natur und Kultur, als sie den Garten erfanden. Gärten sind Metaphern und reales Ergebnis sinnstiftender Arbeit, sie sind das irdische Paradies. Die Erde braucht uns nicht. Wir brauchen die Erde unbedingt. Sie ist unsere Herkunft, unser Aufenthalt, unsere Heimat. Sehen wir Gaia als einen Garten, sind Wälder Zisternen und lebende Gendatenbanken. Zuversicht ist uns nicht von Geburt an gegeben. Zuversicht entsteht zeit unseres Aufenthalts auf Erden, indem wir versuchen, das Richtige zu tun. Nicht Heimat, Zuversicht ist die offene Frage.

Berlin, den 15. August 2022

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Nachsatz: Der nasse Berliner Winter 2023/24 widerlegt die Sorge aus dem Jahr 2022 nicht. Und zugleich wurde gestern, am 8. Februar 2024, gemeldet, dass die Erderwärmung erstmals über 12 Monate lang durchschnittlich mehr als 1,5 Grad betrug: Nach einer Mitteilung des EU-Klimadienst Copernicus lag die Durchschnittstemperatur in den Monaten von Februar 2023 bis Januar 2024, global gesehen,1,52 Grad über dem vorindustriellen Referenzwert (Quelle: tagesschau.de). Wer Ohren hat zu hören: Höre!

Koordinaten: Im Frühling 2022 bat der Thüringer Literaturrat Autorinnen und Autoren aus Thüringen, sich in einem Essay mit Wort, Begriff und Thema Heimat auseinanderzusetzen. Die Beiträge erschienen 2022 und 2023 in der Reihe von Heimat zu Heimat. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht Poliander Gramanns Essay in vier Kapiteln noch einmal hier. Sie finden ihn im Zusammenhang mit den anderen ebenfalls dort.

Kapitel 1 * Kapitel 2 * Kapitel 3

Copyright © für diesen wie alle Texte auf www.poliander.de: Ulrike Gramann
Bild unten: Fenchel / Freiland. Bild: Ulrike Gramann

Begegnung · Buchstabenfracht

Wie wir zusammenkommen: Herkunft und Aufenthalt

06.02.2024 · poliander

Kapitel 3: Im Sprachraum

Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt, in der auch ich lebe, sprechen ‒ die Angaben schwanken ‒ vielleicht 103, vielleicht 120 verschiedene Muttersprachen. Die Anwesenheit der Sprecher und Sprecherinnen so vieler Sprachen gehört zur innersten Substanz unseres Gemeinwesens.

Wir kamen her, obwohl der Stadt vieles fehlt, was an anderen Städten gerühmt wird. Was es hier schon immer gab, ist vor allem: Sand. Statt eines berühmten, bedeutenden Stroms fließt ein schmaler, in Kanäle gepresster Fluss durch die Stadt, in schlimm trockenen Jahren rückwärts. Die alten Römer mit ihren technischen Errungenschaften, ihrer Dekadenz, Eleganz und ihrem Wein kamen nicht bis hierher. Den Leuten unserer Region wurde vor zweihundertfünfzig Jahren lediglich befohlen, Kartoffeln zu kultivieren, damit die Mägen der Hungrigen gefüllt würden. Heute ist die Stadt eine Dauerbaustelle, stets wird etwas abgerissen, etwas anderes gebaut, ihre Schönheiten versteckt sie hinter Baugerüsten und Planen.

Groß wurde die Stadt mit dem Aufstieg der Industrie und dank der Menschen, die hier Arbeit suchten, Wohnung, Brot. Viele Leben waren nichts als Mühe, viele Wohnungen elend, klein, ungesund. Die kamen, brachten ihre Sprachen mit. Sie schufen eine gemeinsame Sprache voller Lehnworte, ein Idiom, das mehr vom Mutterwitz lebt als von seinem Charme. Hier begriff ich, dass Dialekte, Regiolekte, lokale Färbungen und sogar behelfsmäßige, reduzierte Varianten von Hochsprachen nicht schlecht oder gut sind. Entfernt von meinem Herkunftsort begann ich sie alle zu schätzen, ihre Drastik, ihre Handgreiflichkeit, ihr Berührtsein und ihre Berührbarkeit. Erklären Menschen, einen Dialekt grundsätzlich nicht zu mögen, widerspreche ich stets. Es kommt doch auf den Inhalt des Gesagten an, aufs Zuhören, aufs Verstehen. Die unendlich sich erneuernden Möglichkeiten der Sprache erzeugen gerade kein Gefühl von Heimatlosigkeit, sondern sowohl Illusion als auch Realität eines Raums, der sich verändert, verwandelt.

Die Heimat des Schriftstellers sei die Sprache, habe ich gelesen. Dieses Diktum scheint verführerisch einleuchtend. Aber stimmt es auch? Sprache ist mein Werkzeug. Als Arbeiterin im Weinberg der Literatur gebrauche ich es jeden Tag. Sprache kann ein gutes Werkzeug sein, sinnreich geformt, gut gepflegt, scharf geschliffen, manchmal abgegriffen, öfter blank gerieben im Gebrauch, ein scharfes Rebmesser oder eine spitze Traubenschere, mit der sich faule Beeren ausschneiden lassen, ohne die Traube zu zerstören. Als Spracharbeiterin liebe ich jenen glasklaren Satz, der in einem Film Aki Kaurismäkis fiel: „The working class has no fatherland.“ Ich greife ihn aus dem Zusammenhang, weil er mir passt, um zu sagen: Sprache hat kein Daheim. Auf das Deutsche, die Sprache, die mir am besten vertraut ist, trifft das exemplarisch zu. Viele brachten etwas mit, Wörter, Strukturen, die verändert, verwandelt wurden, neu zueinander gefügt, in einem Prozess, der fortgeschrieben, weitergesprochen wird. Sprache bleibt unterwegs. Sie ist nicht statisch, nicht begrenzt, sondern beweglich. So entsteht das vielsprachige Klingen im muttersprachlichen Raum.

(wird fortgesetzt)

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Koordinaten: Im Frühling 2022 bat der Thüringer Literaturrat Autorinnen und Autoren aus Thüringen, sich in einem Essay mit Wort, Begriff und Thema Heimat auseinanderzusetzen. Die Beiträge erschienen 2022 und 2023 in der Reihe von Heimat zu Heimat. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht Poliander Gramanns Essay in vier Kapiteln noch einmal hier. Wenn Sie den kompletten Beitrag von Ulrike Gramann sofort lesen möchten, finden Sie ihn auf der Seite Literaturland Thüringen.

Kapitel 1 * Kapitel 2 * Kapitel 4

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Begegnung · Buchstabenfracht

Warum Heimat? Herkunft und Aufenthalt

31.01.2024 · poliander

Kapitel 2: Im Kontaktraum

Wir lernten uns in der U-Bahn kennen, Zufall und auch keiner. Die Frau, die bald eine Freundin werden sollte, sprach mich an, als sie sah, wie ich aus einem Buch ihre Sprache lernte. Wir bildeten ein Tandem zu dritt, sie, ihr Gefährte und ich, wir trafen uns über zwei Jahre jede Woche, um in unseren Muttersprachen miteinander zu sprechen. Wir lernten uns kennen und redeten über den Alltag, über unsere Leben, Berufe, Meinungen. Ihre Sprache, die ich zuvor als grammatisches Wunder und syntaktisches Problem erlebt hatte, öffnete sich wie ein Gesicht, wie eine Welt.

Bisweilen warf eine Geste Licht auf unsere Vorgeschichten, wie in jenem Augenblick, als die Freundin mir eine Zeichnung ihres kleinen Sohnes zeigte. Zu sehen waren seine Schwester, Mutter und Vater, er selbst. Sonne schien, Blume und Baum fehlten nicht. Die rechte untere Ecke des Papierbogens weiß ich noch genau, klein wie ein Eselsohr, ein sorgsam blau ausgemaltes Dreieck. Es bedeutete das Meer. Am fernen Meer hatte die Familie gern gelebt, bevor sie den Ort auf einem gefahrvollen Weg verlassen musste. „Wir leben jetzt hier“, haben wir einander schon oft gesagt. Kein Zurück. Das verbindet. Aber ich, als ich das Land meiner Herkunft verließ, ging freiwillig. Bald darauf war das Land Geschichte. Andere retteten sich aus Staaten, vor Regimes, deren Ende nicht in Aussicht steht.

Eine politische Haltung zum Begriff Heimat finde ich in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in deren Artikel 13 es heißt, erstens: „Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen“, und zweitens: „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.“ Um diese Rechte zu verwirklichen, benötigt man das Wort Heimat nicht. Aber positiv politisch bestimmt, bezeichnet es den Ort, an dem Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gilt.

Eine nationale und ästhetische Überhöhung des Begriffs Heimat sehe ich als gefährlich an. Nein, gleichgültig sind Herkunft und Aufenthalt nicht. Sie sind relevant, im Guten wie im Bösen. Aber Heimat ist kein Wert an sich. Wer mit dem Wort eine nationale Alleinvertretung oder historische Territorien beansprucht, folgt einem aggressiven, rückwärtsgewandten Konzept. Die Akte Heimat darum mit dem Sperrvermerk „reaktionär“ zu versehen und zu schließen, ist trotzdem falsch, sogar frivol. Denn wer am selbstgewählten Ort lebt und, ausgestattet mit den Privilegien eines bundesdeutschen Passes, als freier Mensch kommt und geht, mag sich leicht von der Kategorie Heimat distanzieren. Doch was bedeutet Heimat für Menschen, die aus einem Krieg geflohen sind, vor politischem Terror, blanker Not? Wer will sie ausschließen, wenn sie das Wort gebrauchen? Menschen, die verloren haben, was sie Heimat nennen, Hab und Gut, womöglich ihre Nächsten und Liebsten, haben nicht bloß eine Denkfigur verloren, sondern den wirklichen Ort ihres Lebens. Diese Erfahrung ist existentiell.

(wird fortgesetzt)

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Koordinaten: Im Frühling 2022 bat der Thüringer Literaturrat Autorinnen und Autoren aus Thüringen, sich in einem Essay mit Wort, Begriff und Thema Heimat auseinanderzusetzen. Die Beiträge erschienen 2022 und 2023 in der Reihe von Heimat zu Heimat. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht Poliander Gramanns Essay in vier Kapiteln noch einmal hier. Wenn Sie den kompletten Beitrag von Ulrike Gramann sofort lesen möchten, finden Sie ihn auf der Seite Literaturland Thüringen.

Kapitel 1 * Kapitel 3 * Kapitel 4

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Begegnung · Buchstabenfracht

In Sachen Heimat: Herkunft und Aufenthalt

26.01.2024 · poliander

Kapitel 1: Im Erinnerungsraum

Einmal, für kurze Zeit, lebte ich auch am Bodensee. Seit dem Jungneolithikum siedeln Menschen im Dunstkreis des Sees, eines riesigen Wärmespeichers, bestehend aus achtundvierzig Milliarden Kubikmetern Wasser. Seit fünftausend Jahren kultivieren sie Äpfel. Als die Römer die von Kelten bewohnte Region eroberten, brachten sie den Wein mit. Im frühen Mittelalter gründeten iroschottische und alamannische Mönche Klöster, bauten Gemüse an und schrieben neben lateinischen einige der frühesten deutschsprachigen Texte. Der ideal schöne architektonische Entwurf, den wir als St. Galler Klosterplan kennen, wurde auf der Insel Reichenau gezeichnet. Im Niederalemannisch der Leute erkannte ich berückt Wörter und Wendungen, von denen ich bis dahin nur aus der Sprachgeschichte wusste. Hinter jedem Hügel ein tausendjähriges Dorf. Der aufsteigende Nebel vom See verdeckt die nahen Alpengipfel.

Man kann an vielen Orten leben. Am Bodensee begriff ich, wie stark Thüringen, wo ich aufwuchs, mein inneres Bild einer Landschaft geprägt hat: Hügel, Nebel, umgebende Berge, die das Thüringer Becken gegen scharfe Luft und harten Regen abschirmen und auch ohne großen See ein Klima erzeugen, in dem Pflanzen unterschiedlicher Klimazonen gedeihen. „Thüringen, Kreuzweg der Blumen“ heißt die Pflanzengeographie, die ich bei keinem Umzug mitzunehmen vergesse. Auch meine Vorliebe für die romanische Bauform geht auf jenes ostthüringische Dorf zurück, in dessen Mitte eine Kirche steht, nach der Reformation verfallen, im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut, romanisch wie aus dem Lehrbuch.
Heimat, das steht im Wörterbuch, ist erstens der Ort der Herkunft, aus dem ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze stammt. Zweitens ist Heimat der Ort, an dem etwas oder jemand heimisch ist, sich heimisch fühlt.

Heimat ist ein Wort, das mir wenig sagt. Ich verstehe auch so, was mich von Mädchenbeinen an geprägt hat.

Auf dem Waldweg stand der Vater und spielte Gott, in den Manteltaschen Schokoladentafeln, eine für jedes Kind. Hatte die Mutter mit der Nachbarin von nebenan gesprochen und trug sie deren breites Ostthüringisch ins Haus, urteilte er: „Hast du wieder mit der Schlampe gesprochen.“ Oh, ich wollte gern hochdeutsch sprechen, obwohl Sprache fremd machen konnte im Dorf. Auch Geheimnisse machten fremd. Meistens wurden sie beschwiegen, eigene, Geheimnisse von anderen, offene. Nur Tante Lisbeth, die Nachbarin von gegenüber, kritisierte den Vater einmal, als er, Stock in der Hand, dem Kind über den Hof nachgesetzt war. Ich liebte Lisbeth und schämte mich. Fürchterliche politische Geheimnisse ahnte ich im Erwachsenenspott über ein im NS zwangssterilisiertes Paar und darüber, dass nach Stadtroda komme, wer verrückt sei. Wie bösartig dieses Gerede war, begriff ich erst als Erwachsene. In der Psychiatrie der kleinen Stadt wurden im NS-Staat Menschen ermordet.

Denke ich an das Dorf, aus dem ich kam, denke ich das Wort Heimat nicht. Ich entschloss mich früh fortzugehen. Doch als ich begann, diesen Text zu schreiben, hatte ich den Ort unverzüglich im Sinn. Heimat: Grund, Abgrund, Alptraum, Tatbestand.

(wird fortgesetzt)

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Koordinaten: Im Frühling 2022 bat der Thüringer Literaturrat Autorinnen und Autoren aus Thüringen, sich in einem Essay mit Wort, Begriff und Thema Heimat auseinanderzusetzen. Die Beiträge erschienen 2022 und 2023 in der Reihe von Heimat zu Heimat. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht Poliander Gramanns Essay in vier Kapiteln noch einmal hier. Wenn Sie den kompletten Beitrag von Ulrike Gramann sofort lesen möchten, finden Sie ihn auf der Seite Literaturland Thüringen.

Kapitel 2 * Kapitel 3 * Kapitel 4

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Bild unten: Bodensee, gesehen von einem Weinberg zwischen Hagnau und Meersburg.
Foto: Ulrike Gramann

Begegnung · Buchstabenfracht

Lange, leise, leseweise

21.12.2023 · poliander

Auch als das Jahr noch lang war, begann es schon kurz zu werden. Je kürzer es wird, ward! ruft P. dazwischen, desto runder wird es auch.

Leselampen an! für die langen stillen Nächte, in denen Buchstaben laufen lernen und dem kommenden Jahr vorauseilen. Wir füllen die Gläser von damals mit dem fast neuen Wein aus dem Pfälzer Kästchen. Es ist ja nicht wahr, dass Wein nicht hilft, und besserer Wein, das ist wahr, hilft auch besser.

Aus einem Buch, das P. geerbt hat, vor zehn Jahren fällt ein Zettel, Datum 13. Februar 1981, Notiz aus lieber Hand und von seltener politischer Klarheit. P. schiebt den Zettel zurück ins Buch. Wir finden ihn, zufälliger Zufall, immer im rechten Augenblick, in dem wir uns erinnern: Der Geist ist stärker als die Zeit.

Wolln wir am Jahresende räsonieren? Hat das nicht A. Schmidt ein für allemal getan, nämlich als er schrieb, die Welt der Kunst und Fantasie sei die wahre, the rest is a nightmare. P. kritisiert Gramann, Zitat für Zitat könnten wir uns durchhangeln bis zur Zuversicht, der geliebten, und das ohne einen einzigen eigenen Gedanken. Na und!, ruft Gramann. Was, rufen?, sollten es nicht leise Nächte werden? Also lieber was tun, in den Kleiderschrank schauen, die alten Stiefel rausziehen und die Kampfsportpfötchen, alles noch brauchbar und sei’s als Metapher. Aber laufen müssen wir auch, die Leselampe bleibt an derweil, und je mehr Niederschläge vom Himmel fallen, desto leerer ist’s im Park, das ist es doch, was unsere Stadt so anziehend macht: Ganz allein sind wir nie, aber die soziale Kontrolle versinkt zeitweis und -weilig aufs Minimum. (Naja!, ruft P., in unserer kleinen krummen Straße? Ach was, antwortet Gramann, die gefällt uns doch.)

Und dann wieder unter der Leselampe bleiben, sie auch mal wegdrehen, wenn wir uns zum Fenster wenden. Ja, auch tagsüber brauchen wir die Lampe jetzt, wo die zwölf Nächte vorüberziehen, wo die Percht erscheint, ob wir sie sehen oder nicht, wo die Träume irgend etwas vorbedeuten. Oder, wie P. sagt, wo das geschieht, was das ganze Jahr geschieht: Die Bussarde schreien im Vorbeiflug und schweigen, wenn sie oben im Baum sitzen, beieinander, aber nicht auf dem selben Ast. O Liebe.

Das kriegen wir nicht rund, das Ding, Polianders Herumreiserei in der Zeit und in der Jahreszeit. P. wendet sich mal hier, mal dorthin. Das einzig Verbindende zwischen Tun und Nichtstun am Ende dieses Jahres bleibt das Trinken, also so und so, buchstäblich und auch wieder nicht, wir trinken Wein, wir trinken Text, und auch das nicht ohne Voraussetzung, also vorausgesetzt, weder der eine noch der andere laufen P. davon.

Wir zählen die Verluste, wir zählen die Gewinne, wir greifen das durch Arbeit Geschenkte, das kam alles vor, auch dieses Jahr.

Es (es, das Jahr) geht zu Ende, und es ist Zeit für eine Weihnachtsgeschichte. Wir verweisen hier, denn erzählen wäre zu viel gesagt, verweisen also auf die Vorgeschichte der Weihnachtsgeschichte. Denn alle Weihnachten wie alle anderen heiligen Nächte haben eine Vorgeschichte. Die Vorweihnachtsgeschichte erzählt von einer klugen jungen Frau. Sie war die Tochter Annas, die, längst nicht mehr jung, Maria zur Welt brachte. Früh unterwies sie ihre Tochter im Lesen.

Anna voll Andacht zu ihrem Mädchen, dem beherzten, einer Leserin schon als Kind und mit dem Buch in der Hand beim Ausgang in die Welt, im Vorwissen des Schönen und Schrecklichen, und das war nie nur eine Metapher.*

(Und hier, in diesem Bild, das göttinseidank nicht ständig entstaubt wird, ist es Anne, wie überall in der Bretagne eine Mischung aus der heiligen und der historischen Anne, Göttin und Königin, und anne, auch das muss gesagt werden, ist das Wort für Mutter in einer Sprache, die P. und Gramann, weit entfernt davon, sie zu beherrschen, doch sehr lieben.)

Welt voller Verweise. Ob’s noch rund wird, das Jahr, wer weiß. Von diesem Eintrag ganz zu schweigen. Aber auch was eiert, kann rollen. So endet der Eintrag auf die einzig angemessene Art, mit guten Wünschen für die, die ihn lesen:

Allen Leserinnen und Lesern schöne und erhellende Stunden, laut und leise, mit Büchern, mit Traubensaft und Wein, allein und mit Menschen! P. und Gramann wünschen Euch und Ihnen den Duft, der aus gut gefüllten Gläsern aufsteigt, freundliches Licht und eine Lektüre, die das Herz weit macht und den Horizont öffnet. Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!

Koordinaten: Wintersonnenwende. Zwölf Nächte. Siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Die Weihnachtsgeschichte, gesungen nach der Musik von Heinrich Schütz.

* … gleich, ob die Wendung auch von selbstbezogen und whiskyglasbewehrt in ihren Sesseln sitzenden Dramatikern verwendet wurde.

Schönste Stellen
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Lichtlein

30.11.2023 · poliander

Um 11:28 Uhr geht der Mond heute unter, auf um 18:02 Uhr. Abnehmender Mond, seit ein paar Tagen. Der November 2023 verschwindet in der Vergangenheit. Morgen beginnt der letzte Monat des Jahres, der letzte Neumond am 13. War mal Pioniergeburtstag, wissen Sie noch?, wenn nicht, können Sie es getrost vergessen. Man kann das nachlesen wie die Zeiten des Mondes, nur: Den Mond sehen wir. Das Jahr geht dahin, ein Lichtlein will brennen.

Der hundertjährige Henry Kissinger ist gestorben, sagen die Nachrichten, der Kommentator spricht von Bedeutung, so und so, in dieser Richtung und jener. P. denkt an den Kalten Krieg dabei, an diese Angst, in der wir es uns gemütlich gemacht hatten. Die neuen Ängste sind unbequemer, passen nicht recht, zwicken und kneifen. Doch dafür sind sie da. Das wärmste Jahr seit Menschengedenken und weit darüber hinaus, und Kraftfahrzeuge werden zugelassen, als gäb’s kein Morgen, und tatsächlich: Wer weiß, ob es eins gibt. Für das Universum – noch lange, für unsere Spezies?

Der Advent will beginnen, die Zeit der Zuversicht. Liebes Wort. Im September liefen wir vors Haus, vor diese spröde Villa am oberen Wandelgang, in der die gebohnten Treppen knackten, wenn der Wind an den Mauern riss. Je später der Abend, desto dunkler die Insel, Sterne strahlten, die Milchstraße, von der wir in der Stadt kaum je eine zarte Spur erkennen. Und jene Nacht, in der ein unbekanntes Leuchten das Zimmer erfüllte, rot und orange stand der Himmel vor dem Fenster, ein leuchtend beunruhigendes Feuer. Aber es war kein Feuer da, keine Feuerwehr sirente. Solche Helligkeit. Später begriffen wir, dass das ein Nordlicht war, das Staunen blieb und die Beunruhigung.

Es ist ein Schnee gefallen, früher nannten wir ihn den ersten, und wir wussten, dass ein zweiter kommt. P. geht in ein Café von übergestern, wo P. dreißig Jahre nicht mehr war, das schenkte P. die Dichterin, mit der P. sich dort traf. Tisch und Stühle warn die gleichen, nur manche hatten zerbrochene Lehnen, ein Ort im alten West-Berlin, an dem die Zeit stillsteht. Beinahe wäre P. vorbeigelaufen im glitschigen Matsch aus Wasser und Schnee, auf dem vielbegangenen Fußweg an der vielbefahrenen Straße. Manche Leute tragen ihre Masken vom vergangenen Jahr. So ist’s auch im Mythos, der wahre Eingang zeigt sich nicht jedem, und man muss scharf hinschauen und einer Bestimmung folgen. Plakate an den Wänden hingen wie vor Zeiten, nur brauner heute, braun von altem Rauch, und wird schon lang nicht mehr geraucht in den Lokalen. Später vergaß P., die Dichterin zu fragen, ob es, als sie nach Berlin kam, die Buchhandlung Kiepert noch gab, jenes zweigeschossige, riesige Geschäft, in dem jedes Buch der Edition Suhrkamp zu haben war, all diese Farben in einem Regal, und unten am Regal jene Kästen, die, aufgezogen, den Nachschub präsentierten. Müßig zu erwähnen, was heute an jenem Ort verkauft wird, und ja, es gibt ein sicher verdienstvolles ein Nachfolgeunternehmen, nur nicht hier. Diesen Platz meidet P. ohnehin, seit es die Buchhandlung nicht mehr gibt, in der es ALLES gab, nicht: alles bestellt werden konnte, das schon auch, doch meistens nicht nötig, denn alles war da. Und wenn es Schnee regnete im Winter, am frühen Abend, leuchteten die Fenster. Empfindlichkeiten.

Warum so melancholisch heute, P.? Sonst doch so frech. P. schweigt. Wir haben einen Adventskranz gekauft, ohne Schmuck und ohne Kerzen. Und ob wir welche aufstecken werden, wir wissen es noch nicht. Sicher ist nur, dass in der Zeit, die zwischen den Jahren steht, der Mond wird voll werden. Ach, Sonne, ach Tageslicht.

Koordinaten: Mondauf- und -untergang. 52° 31′ N, 13° 24′ O
Soundtrack: Gaude Virgo (Guillaume Dufay)

Augenweide

Neuerscheinungen im Literaturhaus

13.11.2023 · poliander

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie sind, ihr seid, du bist herzlich eingeladen:

Die Unberechenbarkeit des Lebens ‒ Erzählungen von Ulrike Gramann
… und weitere Neuerscheinungen von Berliner Schriftstellerinnen und Schriftstellern
werden präsentiert am 22. November 2023, 19 Uhr
im Literaturhaus in der Fasanenstraße, Kaminzimmer

Es lesen: Heike Brandt, Sigrid Maria Groh, Bernd Kebelmann, Ulrike Gramann, Harald Gröhler und Veso Portarski

Fasanenstr. 23, 10719 Berlin
Eintritt frei!

Die Neuerscheinungen und andere Bücher können erworben werden. Es ist also eine sehr gute Gelegenheit, eine längere Leseprobe zu hören und sich auf die kommenden, an Buchgeschenken hoffentlich und demzufolge reichen Feiertage vorzubereiten.

Kommt, kommen Sie, komm ins Literaturhaus. Das Programm verspricht abwechslungsreich zu werden.
Sehr herzlich grüßen
Poliander und Ulrike Gramann

Koordinaten: 52° 30′ 7,6” N, 13° 19′ 36,3” O. Literaturhaus Berlin, Rubrik Gastprogramm.

Buchstabenfracht

Nachfragen

09.11.2023 · poliander

P. im Jüdischen Museum: Die aktuelle Sonderausstellung heißt: Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR. Es geht um eine kleine, vielleicht die kleinste der Minderheiten, die in der DDR lebten, und es geht um einen Teil der deutsch-jüdischen Geschichte, über den wenig gesprochen wurde (und wird). Und es ist ein Teil unserer Geschichte, den viele, auch wenn sie in der DDR lebten, nicht kennen, von dem sie wenig oder nichts wissen.

Wie immer freut P. sich, ins Jüdische Museum zu kommen, zum Beispiel darum, weil viele es besuchen. Die Dauerausstellung ist offensichtlich auch ein dauerhafter Anziehungspunkt geworden. Interesse ist ein kostbares Gut, Interesse für die Menschen, die in diesem Land leben und lebten, für ihr Schicksal, ist vorausgesetzt, damit wir begreifen, was wir füreinander sind: Mitmenschen.

P.s Mitmenschen: P. liest die Namen, setzt die Kopfhörer auf, lauscht den Stimmen in den persönlichen Berichten und Erinnerungsbruchstücken. Das ganz normale Leben, unser ganz normales Leben, das nahe nebeneinander her lief, und doch unterschied uns etwas: Waren wir Nachfahren der Täter, waren wir es nicht? Und wussten wir, eben die Nachfahren dieser Täter, davon, wollten wir davon wissen?

Eine von P.s prägenden Erinnerungen, damals auf dem Dorf: Als Kind fragte P., wo denn die Juden in K. gelebt hätten, wer sie waren, was aus ihnen geworden sei. Und die Erwachsenen anworteten, in K. habe es keine Juden gegeben. Selbst als Kind spürte P., wusste sogar, dass das gelogen war. Das bedeutet: Wer “die Anderen” sind oder sein sollen, das lernen wir auch durch das Schweigen über sie.

Dabei, während P. durch die Ausstellung geht, erkennt sie, wie viele dieser Menschen sie kannte, zumeist nicht persönlich, aber ihre Namen, ihre Musik, ihre Literatur, ihre Malerei. Grundig, Heym, Brasch, besonders aber Lin Jaldati und Jalda Rebling, deren Lieder P. beeindruckten… Und dann erinnert sich P. auch an diejenigen, denen sie persönlich begegnet ist, bisweilen vertraut. Wir teilten das normale Leben, Nachbarschaft, Freundschaft. Dass das selten und besonders war, verstand P. erst im Nachhinein. P. kannte keine Zahlen, P. kannte Menschen.

Aber etwas, auch im Nachhinein, war schwierig, und das war nicht das Thema Religion, denn die war in der DDR ohnehin etwas Heikles, das man gewohnheitsmäßig nicht mit jedem besprach. Das Schwierige waren familiäre Zusammenhänge, dieses: Wie, du hast Verwandte in Israel? Denn die hatten wirklich nur wenige, und der Staat DDR tat alles, dass dieses Land uns fremd war, fremd sein und bleiben sollte. Nicht nur, dass man dort nicht hinreisen konnte – auch daran waren wir gewöhnt, dass man die meisten Länder der Welt nur mit dem Finger auf der Landkarte bereisen durfte -, sondern: Die “Israelkritik”, gemeint ist eine “antizionistische”, sprich: antisemitische Haltung gegenüber dem Staat Israel, war in der DDR Staatsräson. Und getarnt als “Imperialismuskritik” stellte der Staat DDR ausgerechnet Israel als eines der am meisten “imperialistischen” Länder dar (was immer das bedeuten sollte). Damit ist auch P. aufgewachsen. Und noch viel seltener wurde die Frage gestellt, was denn der Familie des jüdischen Gegenübers geschehen sei. Angst vor der Antwort, Angst, den Lebenden, Überlebenden im wirklichen Leben zu begegnen.

Jüdinnen und Juden, die nach dem Ende des NS-Staates aus dem Exil in die sowjetische Besatzungszone, später die DDR zurückkehrten, taten dies oft deshalb, weil sie selbst kommunistische Hoffnungen in sich trugen, darunter die, dass das nun endlich “ein anderes Land” werde, anders nämlich als der Verfolgerstaat, vor dem sie sich knapp gerettet hatten. Doch in der Folge des “Slánský-Prozesses” flohen nicht wenige dann doch nach West-Berlin, in den Westen überhaupt. Denn im Slánský-Prozess waren Funktionäre der KP aufgrund antisemitischer Verschwörungsideologien verfolgt, inhaftiert und hingerichtet worden. Und Jüdinnen und Juden in der DDR befürchteten aufgrund bereits erlebter Repressionen – zu Recht! – ebenfalls Diskriminierung und Verfolgung.

P. ist sicher, davon noch während der Existenz der DDR gehört zu haben. Nur wo? Wahrscheinlich heißt die Antwort: Westradio. Genauer bekommt es P. heute nicht mehr heraus. Und Fakt ist – was in der Ausstellung nur ansatzweise deutlich wird – dass ausgerechnet Menschen, die gern an einen humanen Kommunismus glauben wollten, dann zu denen gehörten, die vom realsozialistischen Staat verdächtigt, observiert, beschuldigt, verfolgt wurden. So geschah es auch dem nichtjüdischen Kommunisten und Politiker in der DDR Paul Merker, der Entschädigungen für jüdische Verfolgte des NS-Regimes gefordert hatte.

Eine große Stärke der Ausstellung ist, dass sie viel über den Alltag erzählt, darüber, was Jüdischsein in der DDR bedeutete, was die kleinen Gemeinden zusammenhielt und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten. Neugier, Interesse leitet auf dem Weg von Menschen zu Menschen. Die Ausstellung lenkt den Blick auf die einzelnen Menschen, auf ihr ganz konkretes Leben. Die Stimmen und Erinnerungsstücke in der Ausstellung strahlen vor Lebendigkeit, und P. erinnert sich an Menschen und Begegnungen, die sie fast vergessen hatte. Nachfragen, sich interessieren, so werden Menschen nah.

Wer weiter nachfragen will, lese das historisch und politisch so interessante wie brisante Buch Juden in der DDR. Jüdisch sein zwischen Anpassung, Dissdenz, Illusionen und Repression. Es beantwortet viele Fragen, die in der Ausstellung im Jüdischen Museum offen bleiben. Das von Anetta Kahane und Martin Jander herausgegebene Buch, das bereits zwei Jahre vor der aktuellen Ausstellung erschien, erzählt mehr darüber, was Jüdischsein in der DDR politisch bedeutete – für diejenigen, die sich meist bewusst für ein Leben im aufzubauenden Sozialismus entschieden hatten. Das ist für alle, die politische Einordnung suchen, überaus aufschlussreich.

P.s Empfehlung: Hingehen!
P.s warme Empfehlung: Lesen!

Und wie immer, so auch diesmal, führt die Geschichte in die Gegenwart.

Weil es in diesen Tagen nahe liegt und weil es not tut, grundsätzlich zu werden, zitiert P. hier auch die 102-jährige Margot Friedländer. Margot Friedländer sagt: Seid Menschen. Wenn ihr Menschen seid, könnt ihr keine Antisemiten sein. Respektiert Menschen. Wir sind alle gleich.

Koordinaten: Jüdisches Museum. Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR. Noch bis zum 14. Januar 2024 im Jüdischen Museum Berlin. Anetta Kahane, Martin Jander: Juden in der DDR. Jüdisch sein zwischen Anpassung, Dissdenz, Illusionen und Repression. Leipzig: Hentrich und Hentrich 2021.

Begegnung