Polianders Zeitreisen

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Wenn wir Tür an Tür wohnen, müssen wir doch etwas zusammen machen

28.02.2015 · poliander

Foto: Sebastian Marincolo, Baden-Württemberg Stiftung

Cosi fan tutte in der Inszenierung des integrativen Opernprojekts. Foto: Sebastian Marincolo, Baden-Württemberg Stiftung

“Und am 14. Mai kamen sie tatsächlich an, und dieser Moment ist ein absolut ohnmächtig machender Moment”, erzählt die Sängerin Cornelia Lanz: “Da kam dieser Bus mit 40 Syrern, verschleierten Frauen in der schwäbischen Landschaft an. Und wir standen am Straßenrand mit zehn Schwaben.” Und weiter:

“Und mich hat so eine Hilflosigkeit befallen in dem Moment und so eine Ohnmacht angesichts dieses Leids und der Entwurzelung, die sich da abgezeichnet hat. Ich bin ein Mensch, der ständig auf Menschen zugeht… in meinem Beruf, und ich war so gehemmt. Ich habe mir so viele Gedanken gemacht. Dieser Moment war furchtbar. Und der Blick der Syrer sagt: Danke, dass wir hier sein dürfen, aber das ist echt nicht unsere Heimat. Und wir sagen: Wir würden so gern helfen, aber wie können wir denn helfen? Und um dieses zu überbrücken, hat eine Frau, die inzwischen eine sehr gute Freundin ist, mich angesprochen: You are the only one young here, but you will go home tonight. And we sit here… Es ist sehr ländlich dort. Und ich konnte sagen. Nein, wir kommen den ganzen Sommer hier her und leben hier mit euch, mit 20 jungen Menschen und wollen mit euch Musik machen. Oper machen. Und sie haben mich groß angeschaut. Das war so ein Schlüsselmoment, dass ich dachte: Wah, wie soll man überhaupt aufeinander zugehen?”

Gute Frage. Oft genug selbst gefragt. Aber wir sollen nicht verzagt sein. Also macht Poliander, süchtig nach Musik, das sowieso, sich auf zu Cosi fan tutte, Menschen, die Musik lieben, Musik, die Menschen liebt, Menschen, die andere Menschen lieben, und ja: macht P. sich auf zu Musik, die in andere Musik verliebt ist, und findet einen arabischen Chor, der auf ungeahnte Weise mit Mozarts Oper harmoniert, und italienische, arabische, deutsche Sprache, die so zusammen klingen, dass Ahmad manchmal gesagt haben soll: You don’t need to translate anything. Aber das machen wir dann doch.

Lesen Sie:

Meine Heimat ist zerstört, aber ich finde sie in meinem Freund in der Fremde
Syrische Flüchtlinge und professionelle Musiker teilen Alltag und Kultur in einem Opernprojekt

am 28. Februar / 1. März 2015
in der Wochenendbeilage des ND im Print und online hier.

Und weil Poliander in Sachen Menschen, Kunst, Musik nie neutral ist, empfehlen P. und ich hier allerwärmstens weitere Termine:
13. Mai 2015 19:30 Uhr Stadthalle Calw
14. Mai 2015 19:30 Uhr Tollhaus Karlsruhe
4. Juni 2015 11:30 Uhr Theaterhaus Stuttgart

Koordinaten: Projekt und Verein Zuflucht Kultur. Stiftung. Die Initiatorin und Mezzosopranistin Cornelia Lanz.

Polianders Gebet, um das Abendland vor dem Stumpfsinn zu bewahren

 

Begegnung
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