Polianders Zeitreisen

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Kranz oder Krone (81) – Stand der Dinge, Wandel der Sterne

21.01.2022 · poliander

Wann schrieb P. zuletzt von C.?
C., noch immer wie Covid, Corona, Sars-Cov-2.

Geräusche: Türenklappen auf einer anderen Etage. Topfdeckelklappen in der Küche. Radio im Zimmer.

Vor dem Fenster: Stille. Auch wenig Schnee dämpft die Schritte. Glatteis, alle gehen vorsichtig. Wintersonne, blaues Licht.

Die tägliche Aufzählung der Krankheitsfälle hilft kaum, wenn es heißt, an Verantwortung zu erinnern. P. schaltet die Nachrichten aus. Wer sich bis heute nicht für Verantwortungsübernahme entschieden hat, oder schlimmer: dagegen, wird es kaum mehr tun. Und ob es zehn Infizierte sind oder 10.000, P.s Maßnahmen sind gleichbleibend: Rücksicht, Vorsicht, die nötige Aufmerksamkeit, um sich und andere nicht zu gefährden. Der Rest ist Zufall, Schicksal, das Unvermeidliche.

Glatteis, auch wer vorsichtig geht, kann ausgleiten. Was nicht heißt, dass man absichtlich schlittern soll.

Menschen sehen, unbedingt und unbedingt mit Vorsicht. Wir sind Menschen, wir leben von Natur aus in Gruppen und nur ausnahmsweise, kurzzeitig allein. P. organisiert sich das Glück, Glück mit Menschen zu teilen. Eine schön geformte Spirale betrachten, klugen Gedanken zu folgen, herzliebe Menschen wiederzusehen. Freundinnen, die sich schon vor der Pandemie ein Jahr lang nicht hatte treffen können, bringen es nun leicht auf drei Jahre ohne Begegnung. Aber dann besteigt P. den Zug und klingelt an einer Tür, hinter der wartet die Freundlichkeit in Person, Aufmerksamkeit, Geschichten, Gespräche und frisch gebackenes Brot. Und in der Tasche trägt P. ein Geschenk, ein Lesezeichen und ein schwesterliches Ferment.

Oh ja, P. fährt Zug. Und P. sieht sich trotzdem vor. Zwei Jahre Pandemie, der Abstand, der so viel größer ist als der mitteleuropäische Unbehaglichkeitsabstand, ist nichts Neues mehr. P. schreibt wenig von C., und ungern. Aber eins ist bestimmt: Auch diese Zeit ist unser Leben, und wir werden die zwei Jahre am Ende nicht anhängen können wie einen zusätzlichen Waggon.

Später schaltet P. das Radio wieder ein. Es gibt noch andere Themen als C.

Im Januar 2022 erscheinen alle Planeten am Nachthimmel, zumeist in der Dämmerung.

Heute keine Poesie. In den Nachrichten des Tages erscheinen, deutlich und deutlicher als je, die Taten katholischer Machtmänner, erscheint der Unstern der katholischen Funktions- und Würdenträger.

P.s Gefährte fühlt sich an die untergehende DDR erinnert: Nichts zugeben, alles leugnen. Notfalls schwammig zugeben, was eindeutig nachgewiesen ist. Bedauern heucheln, das ist die Arroganz der Macht. Und Joseph R. (94), gewesener Papst, erklärt in diesen Tagen, er wisse von nichts, wolle aber “für die Opfer beten”. P. regt sich auf. P. fragt sich, wer unter den Überlebenden der Verbrechen auch nur einen Pfifferling auf so ein Gebet geben mag. Was so ein Gebet wohl helfen kann.

Das hat nichts mit der Pandemie zu tun und nichts mit dem Wetter. Und was hat ein Ex-Funktionär mit Gott zu tun?

Kein Glatteis in der Sakristei, auf dem etwa schwache Menschen moralisch hätten entgleisen können. Sondern die Verbrecher haben sich bewusst in eine Struktur begeben, in der sie ihre Taten verüben konnten und sicher waren, von ihren Oberen gedeckt zu werden.

Kranz oder Krone? Mit dem Infektionsrisiko umgehen ist wichtig. Aber nicht das einzig Wichtige in diesen Tagen. Und Verantwortungsübernahme ist nicht nur in Sachen Sars-Cov-2 vonnöten.

Und wer will da hinterm Berg halten?

Koordinaten: 20. und 21. Januar 2022. Bericht in der FAZ am 21. Januar 2022: Die Lüge Benedikts. Missbrauch im Erzbistum München. Zahlreiche andere Medienberichte.
Covid-Zahlen: 8.460.546 bestätigte Fälle (Zahl laut täglichem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts vom 21. Januar 2022), davon ca. 1.166.100 aktive Fälle. Genesene: ca. 7.178.000 (vom RKI geschätzter Wert zum gleichen Datum). Einmal geimpft: 62.652.99, zweimal geimpft: 60.859.24, dreimal geimpft: 41.212.54 (alle drei Zahlen laut Lagebericht vom gleichen Datum).

Kranz oder Krone
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