Polianders Zeitreisen

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Vorbotin der jugendlichen Dichterin

25.08.2021 · poliander

Einladung auf eine Zeitreise zu der Barockdichterin Sibylla Schwarz

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

als sie P. zum ersten Mal begegnete, war sie 400 Jahre alt, sie hatte Geburtstag, und sie war eine ganz junge Frau, ein Mädchen eigentlich: Sibylla Schwarz.

In den 17 Jahren ihres kurzen Lebens von 1621 bis 1638 hat Sibylla Schwarz ein bedeutendes Werk geschaffen, zu dem vor allem Gedichte, aber auch dramatische Texte und Dramenfragmente zählen. Ihre gesamte Lebenszeit verbrachte Sibylla Schwarz im Dreißigjährigen Krieg. In ihrer Geburtsstadt Greifswald wurde sie Zeugin von Kriegsereignissen, von Gewalt und Seuchen. Die Pest nahm ihr die Mutter, als Sibylla erst zehn Jahre alt war. Sie musste fliehen, aus Greifswald nach Fretow, aufs Land, und kaum hatten sie und die Ihren dort einen ruhigen Ort gefunden, kaum wurde das Schreiben zum ganzen Glück und Sinn des Lebens, trieb Soldateska sie erneut in die Flucht. Auch darüber schrieb sie.

Sibylla Schwarz lernte, obwohl es keine Schulen für Mädchen gab. Sie studierte die Poetik des berühmten Dichters Martin Opitz und eignete sich die vielen Regeln, Formeln, Figuren und Motive der Barockdichtung an. Und obwohl sie die Konventionen kannte und gebrauchen konnte, schuf sie darin und daraus ihr eigenes ungewöhnliches Werk. Sie identifizierte sich mit den antiken Musen, sie verstand die Rollenspiele des Geschlechts. Sie schrieb über alles, auch über das Schöne, über das Glück, sie schrieb den Kriegsereignissen zum Trotz.

Kämpferisch und selbstbewusst beharrte Sibylla Schwarz darauf, eine schreibende Frau zu sein, in der Tradition Sapphos und anderer schreibender Frauen.

Was Sappho für ein Weib gewesen
Von vielen / die ich dir nicht nenn /
Kanstu bey andern weiter lesen /
Von den ich acht und fünffzig kenn /
Die nimmer werden untergehen /
Und bey den Liechten Sternen stehen.

aus: Sibylla Schwarz, Ein Gesang wider den Neidt

Selbstbewusstsein, Berufung und der tiefe Glaube, genau an diesen Platz als Dichterin gestellt zu sein: wie aktuell, wie zeitgenössisch, für uns. Ihren Zeitgenossen galt Sibylla Schwarz als ein Wunder, man nannte sie die Pommersche Sappho. Sie wurde nie gänzlich vergessen, und doch ist sie eine Wiederentdeckung, auch heute ein Wunder.

Ulrike Gramann hat das Glück, Ihnen und Euch diese Dichterin und das, was sie mit ihrem Werk verbindet, vorstellen zu dürfen. Sie sind, Ihr seid herzlich eingeladen auf eine Zeitreise zu Sibylla Schwarz:

In der Reihe Korrespondenzen: Teil IV
Sibylla Schwarz und ich
Gespräch mit Ulrike Gramann
Moderation: Kathrin Schrader
am 23. September 2021, 19 Uhr in der Inselgalerie
Petersburger Straße 76a / Bersarinplatz, 10249 Berlin-Friedrichshain
Alle Informationen der Veranstalterin hier.
Um Beachtung der aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen wird gebeten.

P. und Gramann freuen sich ganz besonders auf ein Wiedersehen in der Inselgalerie und senden die besten Grüße, herzlich,
Ulrike Gramann

Koordinaten: Inselgalerie Berlin.

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