Wie schnell sich die Dinge verwandeln. Wenige Wochen ist es her, dass P. Kolleg!nnen und Freund!nnen bei einer Veranstaltung traf, sie grüßten erst mit den Augen und umarmten dann doch. Die Zahl der Menschen, die sich nachweislich mit Corona infiziert hatten, war noch klein, doch schon zu groß, um sie mit den Fingern anzuzeigen. In der U-Bahn auf dem Weg nach Haus schaute P. denen zu, die unterwegs waren, in der Nacht noch mehr zu sehen, zu trinken, zu hören, zu lachen, zu tun.
Ist P. denn nicht immer im Homeoffice? Schon. Aber das Schreibgerät funktioniert auch unterwegs, im Café, im Zug, auf der Parkbank. Einsicht, freiwillig oder forciert: Die Wege haben sich verwandelt, sie sind Straßen hin zum Notwendigen, dem frischen Brot, dem sanften Badeöl. Zuvor waren sie das Band, das durch die Stadt führt, auf dem P. sich bewegte, auch, um etwas zu besorgen, doch meistens einfach so, wegen Bewegung, Sonne, Nacht, Wind oder Regen auf der Haut.
Nachricht aus dem Homeoffice: Auch der andere Schreibtisch ist besetzt.
Blick auf die Straße (mehrfach): Niemand zu sehen. Meistens niemand.
Geräusch: 3 Hunde bellen, so laut sie können.
Pantomime: Auch zwei Balkons weiter schauen zwei nach den Hunden und ihren Herrinnen. Wir winken uns zu.
Normalität: Ein Paar kommt die Straße entlang, sie gehen in angemessen weitem Bogen um die Hunde und ihre Herrinnen herum, dann ein Blick, im gleichen Trab joggen sie los. Die Jacke der Frau leuchtet gelb in der Sonne.
Frage: Gehen wir gemeinsam Gemüse kaufen?
Koordinaten: 8.198 (Zahl laut Robert-Koch-Institut vom Zeitpunkt 18. März 2020, 0 Uhr)