Graugänse auf der Wiese, einzelne Schreie und Quaken. Ihr vielstimmiges Geschrei, wenn sie aufsteigen. Ihr Leisesein, wenn sie die Gössel herumführen, meist mehrere Gänse mit ihren Gösseln in einer Gruppe. Ihre Füße auf der Wiese unhörbar. Ihr Murmeln und Reden, wenn sie in Scharen, vom salzigen Gras fressend voranziehen.
Das Schreien der Möwen in den Dünen, ihr Quietschen wie schlecht geölt, isoliert ein fast technisches Geräusch.
Schwärme von Knutts steigen am Teerdeich auf. Wenn sie über unsere Köpfe fliegen, hören wir ihr Flügelrauschen. Wenn sie sich in der Luft wenden, erzeugen ihre Flügel ein charakteristisches Flappen, leise und trocken, das sich von allen anderen, auch lauteren Geräuschen abhebt. Dazu der Anblick ihrer elegant um- und ineinander kreisenden Schwärme von weitem. Die Vögel heben sich bei bedecktem Himmel als dunkle Punkte mehr oder minder deutlich vom Hintergrund ab, je nachdem wie dunkel oder hell die Wolken sind, vor denen sie fliegen. Bei Sonne geben die rötlichen Flächen ihrer Brüste dem ganzen Schwarm einen Ton von hellem Orange.
5. Mai: Die Sonne geht um 5:40 Uhr auf. Das Wetter schlägt um, es ist nicht mehr nur sonnig, sondern wird warm. Neben mir steht minutenlang ein Fasan, der ebenfalls die aufgehende Sonne zu beobachten scheint, ohne Bewegung. Er läuft erst, langsam und wie unwillig, den Deich hinunter, als von hinten redend vier Menschen herankommen, die grüßen, weitergehen, während ihre Stimmen verschwinden, steht er unschlüssig vorm Gestrüpp am Deichfuß, hebt den Kopf erneut zur Sonne.
Das Watt, ungefähr bei Niedrigwasser, glänzt.
Die Sonne steigt jetzt schnell, die optische Täuschung ihrer riesigen Gestalt am Horizont verliert sich binnen Minuten. Schwärme von Vögeln ziehen grasend dahin, während ich Richtung Süden laufe, und die Vögel entfalten viel Geräusch, sogar Lärm. In meinem rechten Schuh bildet sich eine Fersenblase. Trotzdem dehne ich die Zeit und mache einen Umweg.
Später an der Odde das Kreischen vieler Vögel, Zwergseeschwalben schießen vorbei. Zwei Kormorane stehen stumm. Die brütenden Schwalben zwischen den Steinen sind auch im Fernglas nur dann zu erkennen, wenn eine sich bewegt und den Kopf mit der schwarzen Baske hebt. Die Seehunde am äußersten Ende liegen unbeweglich.
Noch später im Café: Eine Frau, die eine Postkarte schreibt, fragt ihren Begleiter: „Ich schreibe jetzt, dass du schon zwei Dutzend Robben gesehen hast.“
Koordinaten: 54° 39′ 6” N, 8° 20′ 11” O.