Polianders Zeitreisen

Polianders Zeitreisen header image 1


Es begab sich aber

23.12.2012 · poliander

Beten, strampeln, kochen

Beten, strampeln, kochen

Jetzt schneit es wieder. Als ob es darauf ankäme.

Jesus, der, wie wir aus Rom hören, nicht im Mythos geboren ist, sondern in Bethlehem, kam ohne Schnee aus, ohne Baum, ohne  Lametta. Alle, die dabei waren, wünschten sich, dass milde Temperaturen im Stall herrschten und draußen vor der Tür. Poliander, stets unterwegs an authentischen, beinahe authentischen und absolut unauthentischen Orten, fand ein Bild, das die Geschehnisse glaubhaft illustriert, bitte schauen Sie links.

Doch es muss Musik geben, zu diesem Bild, da fällt uns vieles ein, andere würden alles nehmen, wenn es nur nach alter Kirche riecht. Aber alles ist zuviel, und obwohl P. und ich die Musik des Herrn Johann Sebastian Bach aufs beste schätzen, glauben wir, dass am besten die Flöten und Trompeten des Herrn Heinrich Schütz die Geschichte begleiten, die da erzählt wird, von einem Evangelisten mit grundsoliden Tenor, durchsetzt von Originaltönen des mädchenhaften, instruktiven Engels und des Königs Herodes mit finsterem Bass.

In zweitausend Jahren wurde Josef wenig Aufmerksamkeit zuteil, gemessen an der, die Kind und Frau bekamen, und wie man hört, waren auch Spott und Missachtung dabei. Einer, der nicht gewusst haben soll, wer sein Kind zeugte, den man brauchte, damit er Maria und das Kindlein bei der Flucht nach Ägypten begleite. Einer fürs Praktische. P. mag ihn grade drum: Josef tat, was zu tun war, und überwand die Grenzen seines Geschlechts. Und auch der Erfurter Meister wusste Bescheid: Nach der Geburt brauchte die Mutter, bei aller Anbetung fürs eigne Kindlein, eine Suppe. Oder einen Brei, am besten aus Hirse. Bei dieser Wohltat ging dem Josef

Himmlisch-irdische Hilfe mit Blasebalg

Himmlisch-irdische Hilfe mit Blasebalg

drum ein Engel zur Hand und fachte tüchtig das Feuer an. Solch himmlisch-irdische Kooperation, da fragt P. sich, ob es nicht vielleicht doch “Himmel und Erde” gab, aber wenn ja, dann ganz sicher ohne Blutwurst.

Davon spricht Schütz’ Musik freilich nicht und nicht der Evangelist, der sich auf das beschränkt, das er für das Nötigste hält, Josef: ein Schützer und Begleiter: “Stehe auf, stehe auf, stehe auf, stehe auf, Josef, und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir!” Was für eine Musik! P. und ich, wir hören sie jeden Dezember und Januar, im Sommer wäre es absurd, wenn auch nicht abwegig, denn es weiß niemand, wann und in welcher Jahreszeit sich die Geschichte ereignete, es ist keine Jahreszeitengeschichte, anders als P.s Vorliebe für Heinrich Schütz, aber wenn es nun, während wir dies schreiben, aufhört zu schneien und Regen fällt – unsere Liebe zu Schütz hält das aus.

Koordinaten: Relief, gotisch, im Erfurter Dom, selbst anschauen. Heinrich Schütz frühbarocke Historia der Geburt Jesu Christi. Schönste Aufnahme mit Edith Mathis, Georg Jelden, Claus Ocker und dem Windsbacher Knabenchor, Eterna Bestell-Nr. 8 20 489 des VEB Deutsche Schallplatten 108 Berlin. Eine andere, etwas schallernde Aufnahme, ab der 3. Minute mit schönen Fotos.

Augenweide · Ohrenschmaus
·