Die Straße führt einen Namen.
… muss warten, das Blau. Als nämlich einer weglief vor Poliander und Polianders Gefährten, mit wehenden Mantelschößen, und sie fragten einander: Was rennt der da? Aber sie nahmen ihr Gepäck, als der Wind ging, nämlich kalt. Das Blau wartete überm grauen Himmel. Über irgendeine Brücke gingen sie, durch irgendein spitzmittelalterliches Tor, sie stellten ihre Rucksäcke in irgendein Hotelzimmer, und Warum?, fragte Poliander, rennt der so weg, einer, der, im gebrechlichen Alter? Keiner wusste Bescheid, jeder hatte eine Ahnung. P. stieß sich die Zehn an der Badezimmerschwelle, wollte tanzen, nachts im Gasthof, ging nicht. Irgend ein eisiger Wind fuhr um die Ecke, eine Mütze voll Schlaf ergoss sich in P.s Kopf. Am Morgen ging eine Blasmusik vorbei, Frauen in Rock und Spitzenbrust, Männer im weißen Kleid gestohlener Macht, gelogener Unschuld. Aus dem Dachfenster sah P., neugierig von Beruf. Der Pferdewagen kam links die Straße herein, Kinder sprangen einher, wirklich, so war das, die Tiere schnaubten, wollten nicht stehn, aber die Prozession prozedierte und nahm sich die Vorfahrt: an unsers heren fronleichnamstag ist sein kaiserliche mayestat .. selbs personlich mit dem hochwirdigen sacrament und procession gangen, so heißt das würdige Beispiel, das die Brüder Grimm wählten für das Stichwort in ihrem göttlichen Wörterbuch: Procession. Der blaue Wagen also wartete mit Muttervaterkindern, Poliander machte ein Foto, auf dem sie kaum zu sehn sind, die von irgendwoher kamen und irgendwohin reisten, ganz wie Gefährte und P.
Das Meer fährt im Wagen.
Die packten ihr Gepäck nun, die beiden, aßen ihr Brot, zahlten die Nacht. Draußen der blaue Wagen war längst davon, abgebogen in die Straße mit dem blauen Namen. Fremd herein, fremd fort. Die Blasmusik stand vor der Kirche derweil, still, als die Weißgekleideten zelebrierten, dann Schluss, Glocken und Rumtata. Der Schwarzwald ist berühmt für seine Bläser, die nun von der Kirche weg marschierten, dann umkehrten in militärischster Formation zur Kirche zurück, eine Frau filmte, fürs digitale Album daheim oder anderswo draußen im Meer voll Informationen. Gefährte und Poliander grinsten, sie sagten nichts. Erst ganz kurz vorm Bahnhof, außer Ruf- und Sicht- und Hörweite der Prozessierenden, klingelte P.s Mobilfon, doch privat, und davon schweigt sie, die Schreiberin. Kaum stiegen sie ein in den Triebwagen, ging das schlechte Wetter erst recht los, und wer auf public transportation angewiesen war, erkältete sich unaufhaltsam, ja: Poliander niest heute noch.
Koordinaten: 47° 56′ N, 8° 27′ O, Fronleichnam 2012