Polianders Zeitreisen

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Pflanzen auf fremden Planeten

31.05.2009 · poliander

Reiten ohne Pferd durch wurzellosen Wald

Poliander: Das ist ein Stall hier, oder?
Herr K.: Ja. Manche sagen nichts, wenn sie reinkommen, und gehen gleich wieder. Ein paar schimpfen.
Poliander: Und die anderen?
Herr K.: Achtzig Prozent finden es gut, alle möglichen Leute finden es gut, Frauen, Männer, Familienväter.
Poliander: Erinnert sie an Bastelarbeit.
Herr K.: Oder an Baumarkt. Leute assoziieren alles Mögliche.
Poliander: Der Lehrer vorhin hat seiner Klasse gesagt, dass sie nicht assoziieren sollen.
Herr K.: Wirklich? Wollte auf die Struktur raus?
Poliander: Struktur, ja. Aber es riecht auch. Sagen die Leute was zum Geruch?

Herr K.: Er weckt Kindheitserinnerungen.
Poliander: Und bei Kindern?
Herr K.: Die sagen sowieso nichts. Sie benutzen es.
Poliander: Kriechen durch. (schaut an sich runter)
Herr K.: Kinder kommen überall durch.
Poliander: Wie viele Leute waren dabei, als es gebaut wurde?
Herr K.: Vier wechselnde Assistenten.
Poliander: Sie?
Herr K.: Ja. Ein Videofilmer war dabei und eine Auszubildende, Schreinerlehrling ist die. Und andere noch.
Poliander: Welche Teile haben Sie gebaut?
Herr K.: (deutet auf ein Teil, das wie ein Ställchen geformt ist oder wie eine Mausefalle)
Poliander: Wie waren die Vorgaben?
Herr K.: Die Größe war vorgegeben, zum Beispiel, dass es von hier nach hier (zeigt) drei Meter sein sollten. Und die Formen, es gab ein sehr genaues Modell. Die großen mussten wir zu zweit bauen.
Poliander: Wie lief das ab?
Herr K.: Dort lag das Holz (deutet auf den einen Teil des Raumes), und dort (andere Richtung) haben wir gebaut. Alle fertigen Teile lagen dann dort. Sie wurden numeriert, und wir haben sie zusammengesetzt.
Poliander: Wieviel Holz steckt da drin?
Herr K.: Zwei Lastwagen voll.
Poliander: Woher kam das?
Herr K.: Von einem Großhändler aus Gaggenau. Er wurde mit Zagen angefragt. Aber der gab tatsächlich das Holz. Es war nass geworden und unverkäuflich. Er hat es trocknen lassen, das war sicher teuer, und hierher geschafft.
Poliander: War das dann viel Arbeit?
Herr K.: Trocknen, transportieren, ausladen. Ein Arbeiter mit einem Kran hat den ganzen Tag hier gearbeitet. Dazu der Fahrer.
Poliander: Was passiert nach dem 2. Juni? Wo kommt das alles hin?
Herr K.: Das bauen die Hausmeister der umliegenden Schulen auseinander, die nehmen das Holz und die Schrauben und verwerten das.
Poliander: Was machen die damit? Basteln?
Herr K.: Auch heizen.
Poliander
: Was möchten Sie noch erzählen?
Herr K.: Männer gehen raus, wenn es ihnen nicht gefällt. Frauen sagen dann, dass das alles sinnlos sei, wenn sie eine Blume malen würden zum Beispiel oder eine Blume sticken, das hätte Sinn.
Poliander
: Und das nicht?
Herr K.: Zu spröde.
Poliander: Spröde, genau. Offenkantig, architektonisch, riecht. Passt in einen Stall.
Herr K.:  In einen Pferdestall. Hier standen die Pferde, und hier (deutet auf schwache Verfärbungen an der Wand) hatten sie ihre Hintern zur Wand. Das sind historische Flecke von Pferdepisse hier. Wenn’s stimmt.

Koordinaten: “Pflanzen auf fremden Planeten” von Matthäus Thoma, Rastatt, Marstall
Zeitachse: Kurz, bis 2. Juni 2009

Schönste Stellen
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