Polianders Zeitreisen

Polianders Zeitreisen header image 1


Neuer Podcast: Die Dichterin Carla Schwiegk

17.05.2021 · poliander

Liebe Leserinnen,
soeben neu erschienen: Polianders Podcast über die Dichterin Carla Schwiegk, geschrieben und gelesen auf Einladung der BEGiNE. Danke, liebe BEGiNE!

Und darum gehts:

P. hat Carla Schwiegk einige Male schon lesen hören, und oft, wenn auch nicht oft genug hat P. in ihren Gedichten gelesen.

Ein Gedicht: Da stimmt jedes Wort. Es trifft, es fügt sich zu den anderen, es ruft Bilder hervor, heraus, ins Freie.

Carla Schwiegk sagt gern: „Ich bin Buchbinderin.“
„Ich bin Lyrikerin“, sagt sie gar nicht so oft.

Bücher von Hand zu binden ist ihr Handwerk. Papier, Pappe, Textilien, daraus wird ein Buch. Sie schöpft auch Papier, aus Abgetanem, aus altem Zeitungspapier. Papier machen, das ist geduldige Arbeit, naturverwandtes Tun. Einen Stoff auflösen, etwas anderes daraus hervorbringen, die Materie ist ewig, sie wandelt sich nur. Carla Schwiegk wandelt sie.

Ein Text wird geschrieben, ein Text wird gewandelt. Lebenswandel, Textwandel.

Carla Schwiegk schreibt in der Zeitschrift Zündblättchen, in der Nummer 107, die ihren Gedichten und den Zeichnungen von Maja Nagel gewidmet ist:

Lehrstück

Lehre mich, Baum, wie man Eisen frisst,
Kerbholz ist und Hiebe verwächst
oder vom Stumpfe neu austreibt.

Mit einem Baum sprechen, von ihm lernen. Jemand treibt einen Nagel in die Baumrinde. Er verrostet, verwittert, und schließlich verschlingt ihn das Fleisch des Baums, das Holz. Manche glauben, ein Baum stirbt, wenn man einen Nagel hineinschlägt. Das stimmt nicht, diese großen, intelligenten Pflanzen halten viel aus. Sie integrieren sogar Metall. Das lernen, Erlebtes integrieren, Wunden verwachsen, neu treiben. Mit Härten leben.

So fängt es an, so geht es weiter.

Das Wort Gedicht kommt von dichten, das hieß einmal: dem Schreiber in die Feder sagen, und das bedeutete: etwas für die Niederschrift verfassen. Einst war das Wort auch ein Adjektiv: gedicht, das bedeutete im Mittelhochdeutschen: dicht. Jedes Zuviel ist fortgetan. Was bleibt, ist Substanz. Gelingt es, wird das Dichte wie durch Wunder transparent. In Carlas Lehrstück heißt das:

Abwerfen. Zeige mir, wie das geht,
wie man denn, ohne ein Blatt, nur
mit dürren Reisern den Wind beschreibt.

Kein Wort zu viel.
Abwerfen.
Den Wind beschreiben. Das kann heißen: über den Wind zu schreiben. Und er, der Wind, kann ein Beschreibgrund sein, einer aus dem, einer, auf dem man schreibt. Ja, ein Baum kann das, mit seinen Zweigen, den belaubten und den unbelaubten. Wie sie sich biegen im Wind, beschreiben sie ihn. Den Wind.

Aber dicht bedeutet auch: nahe. Carla Schwiegks Gedichte kommen nahe an die Leserin heran. An P. An mich…

Möchten Sie mehr erfahren? Schauen Sie im Begineblog vorbei. In einem rund 10minütigen Poesie-Podcast stelle ich Carla Schwiegk dort vor. Sie sind herzlich eingeladen!

Aufnahmen von Carla Schwiegks Lesungen, teilweise mit musikalischer Begleitung, sind von ihrer Website aus verlinkt: https://www.buchereibuch.de/lyrik/
Carlas Schwiegk veröffentlicht ihre Gedichte in besonders schönen, handgebundenen Ausgaben, die hier zu finden sind.
Auf www.buchereibuch.de findet man außerdem die Bücher der Autorinnen, die Carla Schwiegk herausgibt, sowie Produkte ihrer Buchbinderei. Dort ist auch das aktuelle „Zündblättchen“ mit Gedichten von Carla Schwiegk erhältlich.
Wer ein Gedicht von Carla Schwiegk, von ihr selbst gelesen, hören möchte, tut hier die Ohren auf und erfährt dabei auch ihren feinen Humor.

Viel Vergnügen beim Lesen und Hören wünscht
Ulrike Gramann

Koordinaten: Carla Schwiegks aktuelle Veröffentlichung, das Zündblättchen Nr. 107 mit Zeichnungen von Maja Nagel, ein Heft, das in jede Hosentasche passt, mit P.s besten Empfehlungen.

Und hier noch etwas zum Blättern:

Begegnung · Buchstabenfracht
· ·