Polianders Zeitreisen

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Gebündelte Aufmerksamkeit für Elke Erb

07.07.2020 · poliander

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt hat der Dichterin Elke Erb den Georg-Büchner-Preis verliehen.

P., die stets nach guten Nachrichten hungert, freut sich sagbar.

Denn das beste und schönste an dieser Entscheidung ist, dass sie auf literarischen Sachverstand zurückgeht. Sie fragt nicht nach einer Bestsellerin, nicht nach Konsumierbarkeit, nicht nach Auflagen, politischen Maßgaben, Vitamin B, Geld oder Ruhm. Sondern nach der Sprache. Die Jury selbst schreibt von Elke Erbs Sachverstand:

(…) Elke Erbs poetischer Sachverstand, der sich auch in ihrer reichen übersetzerischen Arbeit zeigt, beeinflusste mehrere Generationen von Dichterinnen und Dichtern in Ost und West. Ihre Gedichte zeichnen sich durch eine prozessuale und erforschende Schreibweise aus, in deren Verlauf die Sprache zugleich Gegenstand und Mittel der Untersuchung ist. Elke Erb gelingt es wie keiner anderen, die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen, indem sie sie herausfordert, auslockert, präzisiert, ja korrigiert. (…)
aus der Begründung der Jury

Elke Erb, die zu lesen herrliches Vergnügen bereitet, ist höchstwahrscheinlich die größte lebende Dichterin in deutscher Sprache, in den deutschen Sprachen.

P. zieht den Hut und geht in die Knie.

Elke Erb ist eine, die jedes Wort ernst nimmt, sie ist eine, die weiß, was sie tut, und darum kann sie so spielerisch mit Worten umgehen, wie sie es bisweilen tut. Die Sprache steht ihr zur Verfügung, und P. ist überzeugt, dass es viel Arbeit gemacht hat, dahin zu kommen. Wer schreiben will, muss lesen, lesen, lesen. Wer steht hinter jeder großen Dichterin? Die Sprache. Und was steht vor ihr? Die Sprache. Und wo setzt sie ihre Füße? In den Wegen der Sprache.

Ja, Intuition. Die gibt es. Was Elke Erb P. einmal sagte: Intuition ist eine phantastische Form gebündelter Aufmerksamkeit. Und übrigens hasse ich das sehr, wenn die Frauen erzählen, sie schreiben aus dem Bauch und solche schrecklichen Geschichten. Es könnte ja auch ein Herz geben, oder? Mindestens, nicht? Aber da ist etwas, was einen Konkurrenzbetrieb aufnimmt, und der ähnelt immer dem, mit dem er konkurriert. Ich kann nicht aus dem Bauch schreiben, wo anscheinend alles weich und organisch zugeht, wenn es in der Welt Gefängnisse gibt.
In: “Es könnte ja auch ein Herz geben oder?” Ulrike Gramann, Gespräch mit Elke Erb, ursprünglich publiziert in weibblick 5/1999, jetzt abrufbar unter www.planetyrik.de (etwas scrollen)

Und ja, andere Dichterinnen, selbstverständlich gibt es sie, einige, etliche, sagt P., Friederike Mayröcker hat es auch, und Sarah Kirsch hatte es, und Christa Reinig, Christa Reinig, die hatte es sowieso. Lesen Sie, was Dichterinnen schreiben. Unbedingt. Und lesen Sie Elke Erb.

Koordinaten: Elke Erb. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Und dank Wikipedia Link zum Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.

Erregung
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