Polianders Zeitreisen

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Poliander im steinernen Land (2)

05.10.2015 · poliander

Die Tür der Engel

Die Tür der Engel (Foto: Gramann)

„Seraphim“, sagte eine Stimme hinter meinem Rücken. Das war in Geghard, auch da gab es Augenblicke des Alleinseins. Das Land ist heiß, herb, trocken. Du hältst für glaubhaft, dass es Engel waren, die ihre Spuren auf den Schwellen hinterließen, die mit mächtigen Schultern an den Türstock stießen, dass der Fels barst, mit ihren Schultern, auf denen Türme stehen. Oft war es dunkel hinter den Portalen, nur oben in den Kuppeln ein Loch für Licht und Wetter. Wie muss es im Winter erst sein? Die Berge sind Felder voll bunter Steine, auf anderen glitzert gläsern Obsidian. Wenn die Steine brechen, vervielfältigen sie sich, es werden immer mehr Steine. In den Bergen weiden Schafe und Kühe, die kaum größer sind als die Schafe, oft allein, die Hirten, nicht die Kühe, sind längst nicht alle erwachsen. Die Tiere werden gesammelt, ehe der Winter kommt mit vielen Minusgraden. Vielleicht barst der Berg auch vom Eis, das sich dehnte, vom Beben der Erde, vielleicht setzen die Engel ihre Füße zart und bewegen die Schultern rücksichtsvoll. Jede Geste steht ihnen zu Gebote, uns nur der Glaube. „O Seraphim.“ P. hörte, wie eine Stimme hinter P. das sagte.

Koordinaten: 40° 8′ 0“ N, 44° 49′ 0“. Geghard.

Augenweide · Reisebrief
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