Polianders Zeitreisen

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Documenta

16.07.2012 · poliander

Vorwort. Bruce Naumann, Anthro/Socio. Marina Abramovic, Departure. Maria Eichhorn, Maria Eichhorn Aktiengesellschaft. Carsten Höller/ Rosemarie Trockel, Haus für Schweine und Menschen. Andrea Zittel, Flucht-Vehikel. Chohreh Feyzdjou, Boutique Product of Chohreh Feyzdjou.*

1. Im Fridericianum werden fünf Gemälde von Giorgio Morandi gezeigt. Morandi ist kein zeitgenössischer Künstler, aber haben Sie schon einmal ein Original von Morandi gesehen?

2. Die Karlsaue nach dem Regen duftet tiefgrün. Lassen Sie die Häuschen, auf deren Fensterflächen technisch ungeschickt gemachte Videos Frauen und Hunde beim Fernsehen darstellen, links liegen. Ein großzügig bemessener Abstand dämpft die Wahrnehmung der dazu gelieferten Esoterik-Musik .

3. Im ersten Stock des Fridericianums befindet sich ein überfüllter Raum, in dem ein Teil des 769 Gouachen umfassenden Zyklus’ Leben? oder Theater? von Charlotte Salomon gezeigt wird. Lassen Sie sich nicht abdrängen, auch wenn es sich nicht um zeitgenössische Kunst handelt. Wer weiß, ob Sie später die Direktorin Ihres städtischen Museums oder den Pastor des allzu leeren Münsters in Ihrem Wohnort überreden können, den Zyklus komplett auszustellen. Versuchen Sie es dennoch.

4. Die Orangerie beherbergt mit dem Astronomisch-Physikalischen Kabinett eine neuzeitliche Wunderkammer inklusive der charmanten Liebesbriefe eines frühen Computers, ferner ein Planetarium. Laden Sie Ihren Liebsten ein, diesen Ort mit Ihnen zu besuchen.

5. Um den Luftzug herzustellen, in dem der Kaiser nackt dasteht, braucht es keine Windmaschine. Es genügt, ein paar Fenster zu öffnen.

6. Am hinteren Ende des Bahnhofs Kassel Wilhelmshöhe befindet sich ein kleines Lokal. Bestellen Sie Pinot Grigio. Trinken Sie ohne Verzug, betrachten Sie dabei das Gründerzeithaus gegenüber und sinnen Sie dem Zug der Wolken nach. Bereuen Sie nicht.

* Unter Vorwort sind Werke verzeichnet, die Poliander und Gramann bei Documenta-Ausstellungen der 1990er und nuller Jahre sehenswert und anregend fanden (Auswahl). Poliander und Gramann legen Wert auf die Feststellung, dass sie zeitgenössische Bildende Kunst aufmerksam und mit liebendem Auge betrachten.

Koordinaten: 51° 19′ N, 9° 30′ O

 

Erregung
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