Polianders Zeitreisen

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Istanbul im Gartensaal

18.10.2010 · poliander

In den Raum eintreten

In den Raum eintreten

Poliander schaut zu. Einer ist im Spiegel, einer im Gartenzimmer. Alle sind nun im Gartenzimmer, dessen Vorhänge geschlossen sind, die Lider des Schlosses gesenkt. Poliander fotografiert nach innen, er, der uns begleitet, macht ein Bild, für Poliander und mich, ohne Blitz. Er dort, der hereinkam, der tanzen wird, steht unbeweglich, er hört, er legt den Mantel ab, er faltet ihn auf die rote Reisetasche. Die Luft ist ganz weich, und der Säugling auf dem Arm des Mannes vor uns weint nicht und rührt sich nicht. Die Frau im Fleecepullover fällt jetzt auch aus der Zeit. Es ist eine Vorführung, ein Trick ist es nicht. Man kann es zweimal zeigen. Es ist keine Augentäuschung, es täuscht keinen anderen Sinn. Polianders Begleiter erkennt die Namen von Propheten. Poliander will das schon gesehen haben, auch gehört.

Vom Raum erfüllt sein

Vom Raum erfüllt sein

Wer tanzt, kann sich schneller drehn. Vom Kopf geht der Weg durch die Füße und von den Füßen aus kommt der Kopf in eine andere Welt. Für einen, der tanzt, ist es die eine. Es ist doch nur eine Vorführung, sage ich. Aber Poliander sagt: Wer dort sehen kann, sieht auch, wenn du zusiehst, und auch, wenn einer ein Foto macht. Den Ort nicht verlieren, auf dem die Füße drehn. Der schöne Mann in seinem Rücken singt. Die Füße drehn lautlos. Ein Mann mit feuchtem Haar hat die Kamera aufs Stativ geschraubt. Das Bild flimmert jenseitig blau, für uns nur ein Streif im dunklen Horizont. Es stört uns nicht, dass eine Kamera da ist. Wer tanzt, sieht seinen Gott. Wir sagen auch nicht alles.

Koordinaten:  49° 0′ 34″ N, 8° 24′ 15″ O, Talip Elmasulu, Mehmet Ungan und die Sufi-Musik-Gruppe der Orientalischen Musikakademie Mannheim. Selber die Musik hören und selber wen tanzen sehen.

Schönste Stellen
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